Die Nacht, in der wir zum ersten Mal zu dritt waren, ist mir unvergesslich. Astrid und ich sahen noch ein letztes Mal glücklich zu unserem Erstgeborenen, der in einer prächtigen Wiege friedlich schlief. Dann schlichen wir in unser Schlafzimmer. Wir lagen da und lauschten in die Stille. „Gottfried, ich hör nichts“, raunte meine Frau. Ihr Atem ging sehr flach. „Das ist gut, er schläft“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Ich geh sicherheitshalber nachschauen.“

Die Sekunden dehnten sich qualvoll. „Und?“, rief ich mit gepresster Stimme. „Er schläft.“ Plötzlich war aus dem Kinderzimmer ein leises, zufriedenes Gurren zu hören. Astrid fuhr hoch und stand augenblicklich auf. „Vielleicht hat er nur geträumt“, sagte ich, „er ist schon wieder ruhig.“ – „Ich gehe nachsehen“, erklärte meine Frau in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. Sie kam zurück, mit Dominik im Arm. „Mir ist einfach wohler, wenn er bei uns ist.“

Fortan verbrachte unser Sohn seine Nächte im Elternbett, seine Schlaf- und Wachzeit hielten sich ungefähr die Waage.  Als jedoch in relativ kurzen Abständen weitere sieben Kinder folgten, war auch Astrid klar, dass etwas geschehen müsse. Die Anschaffung dreier Stockbetten konnte die Schlafsituation insofern nicht restlos entkrampfen, als die Sehnsucht nach dem Elternbett bei einigen nach wie vor bestehen blieb. Deshalb sickerten sie immer wieder, oft lange nach Mitternacht, mit Pölstern, Decken und Kuscheltieren ausgerüstet, bei uns ein, mit Interesse das Ganze überblickend: „Wer ist denn schon alles da?“

Astrid genoss die Anwesenheit der kleinen Gästeschar ganz offensichtlich. Ich hingegen, der ein wenig unter Klaustrophobie leidet, verließ ab einer gewissen Belegzahl das nächtliche Familientreffen und bezog eines der verwaisten Stockbetten. Ich konnte also, was meine Nächte betraf, weiters nicht klagen. Allerdings irritierte mich die Frage, die mein damals 4-jähriger Sohn Jakob meiner Frau einmal stellte, doch ein wenig: „Lebt der Papa eigentlich noch bei dir? Ich habe ihn schon lange nicht mehr in eurem Bett gesehen.“