Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass bei Alexander Lukaschenko die Nerven blank liegen, er hat ihn selbst geliefert: Im schwarzen Kampfanzug und mit Maschinengewehr in der Hand flog er am Wochenende zu seinem Palast. Gestern ließ er nun zwei prominente Vertreter der Protestbewegung verhaften.

Der Diktator in Minsk weigert sich mit allen Mitteln, anzuerkennen, dass in Weißrussland eine neue Zeitrechnung angebrochen ist.

Wann die Situation kippt, hängt weiter stark von Moskau ab. Putin will in Minsk einen Russland-freundlichen Regierer haben. Eine Intervention Moskaus, die Lukaschenko versucht heraufzubeschwören, ist wenig wahrscheinlich. Für den Kreml bedeutet es weniger Mühe, hinter den Kulissen den Übergang zu einem neuen, Moskau-genehmen Kandidaten zu organisieren.

Die Demonstranten wünschen sich Freiheit und faire Wahlen. Was Moskau von diesen Werten hält, kann man sich am Krankenbett von Alexej Nawalny ansehen. Mit einem Ende Lukaschenkos ist eine Demokratisierung in Minsk noch nicht garantiert.