Lange Zeit war „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ auf RTL die beste „Reality“-Show. Weil es das ehrlichste all dieser Formate war. Damit ist nicht gemeint, dass bei der Produktion nicht getrickst und zugespitzt würde – nur die Naivsten glauben, dass das Dschungelcamp wirklich mitten in der Wildnis liegt. Nein, im Gegensatz zu anderen „Reality“-Shows hat das Camp nie so getan, als ob es etwas anderes sei. Bei „DSDS“ geht es ebenso wenig um Musik wie bei „Richterin Barbara Salesch“ um Justiz oder bei „The Biggest Loser“ um gesunde Ernährung. Alle diese Formate richten sich an den Voyeurismus der Seher, sind eine Zurschaustellung von Menschen und Gefühlen. „IBES“ brauchte die Täuschung nicht, es ginge (wie seine Teilnehmer allerdings bis heute beteuern) darum, „Grenzen auszuloten“ und sich so zu zeigen „wie man ist“. Nein, es war immer die zynische Antwort auf die Bedürfnisse der Seher.

Das Schmuddelkind ist längst erwachsen geworden. Es sorgt nicht mehr für Betroffenheitsdiskussionen, ob Fernsehen nicht zu weit geht. Es ist Normalität, zählt zum Inventar des Fernsehens wie früher die „Waltons“. Es bringt nichts Neues, sondern wiederholt immer gleiche Vorgänge. Das hat das Camp 2019 verdeutlicht. Deshalb ist es ganz gut, dass am Samstag wieder Schluss damit ist.