Die Vereinigten Staaten als Weltpolizei, als globaler Sheriff, der mit zusammengekniffenen Augen die Schurken aus ihrem Versteck holt und mit eiserner Faust für Ordnung auf dem Planeten sorgt – es ist nicht lange her, da entsprach dieses Bild der Realität. Vielen ging das zu weit; die USA würden sich überall einmischen und nur ihre eigenen Interessen vertreten. Insgeheim aber war vor allem die westliche Welt dankbar dafür, sich nicht die Finger schmutzig machen zu müssen. Amerika als stärkstes Nato-Mitglied holte für alle anderen die Kastanien aus dem Feuer und zahlte sogar noch kräftig dafür ein, während vor allem die europäischen Partner ihre Mitgliedsbeiträge ständig reduzierten und das Geld lieber für sich selbst verwendeten. Lediglich drei Länder zahlten im vergangenen Jahr die vereinbarten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in den Topf ein (Estland, Großbritannien und Griechenland, Polen lag mit 1,99 Prozent knapp darunter), alle anderen deutlich weniger, während die USA selbst 3,57 Prozent aufwendeten. Das mächtige Deutschland lag zuletzt bei 1,24 Prozent und der „Spiegel“ zeigte dazu die Relation beim Afghanistaneinsatz auf: Die USA hatten die 80-fachen Kosten der Deutschen, 20.000 amerikanische Soldaten wurden verwundet, 2000 kamen ums Leben – bei den Deutschen gab es 204 Verwundete, 35 Gefallene und eine heftige innenpolitische Diskussion darüber, was man überhaupt dort zu suchen habe.