Emmanuel Macron brachte eine Steineiche aus Aisne mit, wo während des Ersten Weltkriegs Tausende US-Soldaten ihr Leben verloren. Angela Merkel überreichte als Gastgeschenk einen Kupferstich der Rheinpfalz, wo Donald Trumps Vorfahren herstammen. Doch nach einer Woche transatlantischer Mund-zu-Mund-Beatmung muss man trotz mancher Freundlichkeiten nüchtern bilanzieren, dass weder der charmierende französische Präsident noch die nüchterne deutsche Kanzlerin im Weißen Haus ein neues Gefühl der Verbundenheit oder gar ein tieferes Verständnis für Europa wecken konnten.

Trump sieht das Leben als großen Kampf. In den letzten Runden, so glaubt er, sind die USA unfair behandelt worden. Nun will er sich zurückholen, was seinem Land nach seiner Meinung zusteht.

Deshalb muss man sich trotz der dramatischen Warnungen aus Paris und Berlin darauf einstellen, dass die Ausnahmen von den amerikanischen Stahl- und Aluminiumzöllen auslaufen. Selbst wenn es in letzter Minute vor dem Showdown am Dienstag überraschend zu einer Verlängerung der Galgenfrist käme, würde der Konflikt nur verschoben. In der nächsten Woche werden die USA dann höchstwahrscheinlich das Iran-Abkommen verlassen, das sie, Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland 2015 mit Teheran geschlossen haben, um die Mullahs vom Atombombenbau abzuhalten.

Die Konsequenzen sind dramatisch. Nichts weniger als ein weltweiter Handelskrieg, ein Flächenbrand im Nahen Osten und eine Zerreißprobe für das westliche Bündnis können sich daraus entwickeln. Doch das schreckt Trump nicht. Er fühlt sich im Gegenteil durch die Entwicklung in Korea überzeugt, dass mit maximalem Druck in der Außenpolitik der größte Erfolg erzielt wird. Also droht er nun auch dem Iran mit „Feuer und Wut“ und den Europäern mit der Zollkanone.

Doch selbst wenn Trumps Methode in Nordkorea gewirkt haben sollte: In diesen beiden Fällen liegen die Dinge ganz anders. Während Kim in den vergangenen Jahren alleine seiner Machtgier folgte und die Welt mit immer neuen Raketentests bedrohte, haben sich der Iran und Europa an bestehende Abkommen gehalten. Selbst die US-Regierung wirft Teheran nicht vor, gegen den vereinbarten Atombomben-Stopp zu verstoßen. Allerdings kritisiert Trump mit Recht, dass der Iran ballistische Raketen entwickelt und die Region destabilisiert. Nur: Diese Probleme waren nicht Gegenstand des Abkommens. Genauso kann man verstehen, dass sich der Präsident über die Konkurrenz von niedrig besteuerten deutschen Autos ärgert. Aber die Zollsätze wurden international festgeschrieben.