Du hast seit deinem achten Lebensjahr 17 Preise errungen. Was bedeutet der Sieg bei der „Goldenen Note“ für dich?
ELIAS KELLER: Es ist der Beweis, dass ich das, was ich gerne mache, gut mache. Die Musik führt mich zum Erfolg, sie ist mein Freund, mit dem ich sehr gut kommunizieren kann.

„Große Bühnen brauchen große Persönlichkeiten und die bist du schon in deinem Alter. Wenn du spielst, füllst du jede Ecke im Raum“, lobte dich Jurorin Elina Garanča. Bist du stolz darauf?
Ja, aber vordergründig möchte ich den Menschen etwas schenken, Momente, die sie nie vergessen. Ich erzähle ihnen die Geschichte des Klavierkonzerts von Tschaikowsky. Erst bin ich der König, der die Herrschaft innehat, dann kommt plötzlich Chaos, Verzweiflung. Da passiert sehr viel innerlich bei mir.

Hattest du kein Lampenfieber?
Die Bühne ist für mich der Ort, wo ich mich wohlfühle. Ich empfinde eine gewisse Anspannung, aber vor Freude. Das Kommunizieren mit dem Orchester macht mir viel Spaß, es ist ein Dialog. Dann kommen Zeichen und Bilder in mir hoch, alles andere wird ausgeblendet.
Wie war es für dich, andere Ausnahmetalente zu erleben?
Das Verhältnis unter uns war sehr gut. Wichtig ist, dass auch die, die nicht gewonnen haben, wissen, dass sie gut sind. Die Bewertung der Jury ist oft subjektiv, nicht jeder Preis ist gerechtfertigt. Man darf sich nicht davon abhängig machen.

Wie hast du dich vorbereitet?
Das Stück wurde zwei Wochen vor dem Auftritt vorgegeben. Es war nicht einfach, weil es von 36 auf drei Minuten reduziert wurde. Ich habe mir auch Gedanken gemacht, wie und mit welchen Gesten ich es präsentiere. Man muss die Menschen nicht nur technisch begeistern. In meinem professionellen, von Hasslacher Norica Timber gesponserten Studio habe ich Super-Bedingungen zum Üben.

Du hast keine Scheu vor schwierigen Werken, was du bei der Gert-Jonke-Preis-Verleihung 2019 mit „Catalogue d‘oiseaux“ von Olivier Messiaen bewiesen hast. Was planst du als Nächstes?
Ich bin dabei, viel Repertoire aufzubauen. Derzeit den Mephisto-Walzer von Franz Liszt, meinem größten Vorbild. Er war innovativ, ein Super-Pianist, der sein Können als Komponist umsetzen konnte. Das Stück klingt zu Beginn schräg, zeigt abwechslungsreiche Virtuosität. Sehr interessant.

Welche Ziele hast du?
Ich möchte mehr Publikum - vor allem junges - in die Konzerthäuser locken. Ich möchte selber komponieren und zeigen, dass alte Musik kein alter Schmarren ist. Da ist Leben drin, da passiert etwas. Ich möchte mit Musik die Botschaft vermitteln, dass jeder Mensch das Recht hat, sich zu entfalten