Nachdem die Obduktion der Leiche des am vergangenen Donnerstag in Italien tödlich verunglückten Extremsportlers Felix Baumgartner einen Herzstillstand als Todesursache ausgeschlossen hat, hat die Staatsanwaltschaft der mittelitalienischen Stadt Fermo erneut eine technische Untersuchung angeordnet, um die letzten Flugminuten des 56-Jährigen zu rekonstruieren. Im Fokus der Ermittlungen stand erst unter anderem die Videokamera, die an dem motorisierten Gleitschirm des Österreichers montiert war. Die Aufnahmen gaben jedoch keinen Aufschluss darüber, weshalb das Gleitschirmsegel kollabierte.

Aus diesem Grund konzentrieren sich die Ermittlungen nun auf mögliche technische Defekte des motorisierten Paragliders, am Donnerstag wurde deswegen ein technisches Gutachterteam beauftragt. Erste Ergebnisse sollen zeitnah der Staatsanwaltschaft mitgeteilt werden, der offizielle Bericht wird jedoch frühestens in 30 Tagen erwartet, wie es aus Ermittlerkreisen hieß. Sollte ein technisches Versagen aufgrund eines Fremdverschuldens bestätigt werden, könnte dies zu Ermittlungen der Justiz führen. Andernfalls dürfte der Tod des 56-Jährigen als tragischer Unfall abgeschlossen werden. Die Familie Baumgartners hat einen Anwalt in Fermo beauftragt, die Ermittlungen zu verfolgen.

Baumgartner startete nur wenige Minuten von Aufprallstelle entfernt

Der Motor-Paraglider steht im Besitz eines Flugplatzes in der Badeortschaft Porto Sant ́Elpidio in der Adria-Region Marken, von dem Baumgartner vor seinem letzten tödlichen Flug gestartet war. Der Flugplatz liegt nur wenige Minuten vom Swimmingpool entfernt, wo Baumgartner abgestürzt ist. Zudem stellt sich die Frage, ob beim Start oder während des Fluges Fehler gemacht wurden - und warum sich der Notfallschirm nicht geöffnet hat.

Ein Genickbruch sowie tödliche Verletzungen am Rückenmark sind laut der Obduktion die Todesursachen von Felix Baumgartner. Derzeit wird das Ermittlungsverfahren weiterhin gegen Unbekannt geführt.

War Kamera an Baumgartners Gleitschirm unzureichend befestigt?

An Baumgartners Gleitschirm war eine Kamera montiert worden, die angeblich unzureichend befestigt war. Aus bisher ungeklärten Gründen geriet sie während des Flugs in die Nähe des Propellers. Dort wurde sie erfasst, was vermutlich zum Zusammenbruch des Gleitschirms führte und den Absturz auslöste.

Baumgartner versuchte laut Zeugenaussagen noch, den Notfallschirm zu aktivieren. Doch dafür war die Flughöhe bereits zu gering. Drei Augenzeugen berichteten übereinstimmend, dass sie das Fluggerät in unkontrollierbarem Sturzflug sahen - mit einer eingeklappten, nicht mehr steuerbaren Gleitschirmfläche.

Leiche wurde nach Salzburg überführt

Die Lebensgefährtin des Extremsportlers, die rumänische TV-Journalistin, Mihaela Rădulescu Schwartzenberg, dankte den Ermittlern. „Die Staatsanwaltschaft, der ich für ihre Kooperationsbereitschaft danke, hat uns die Leiche direkt nach der Autopsie zurückgegeben, und Felix kann endlich nach Hause nach Österreich gebracht werden“, sagte sie gegenüber der Tageszeitung „Il Resto del Carlino“. Rădulescu Schwartzenberg, seit 13 Jahren Baumgartners Lebensgefährtin, urlaubte mit ihm in Porto Sant ́Elpidio, als am Donnerstag das Unglück geschah. Die Leiche wurde inzwischen auch nach Salzburg überführt, wo auch die Beisetzung stattfinden soll.

Interview mit Ersthelfer

Die Tageszeitung „La Provincia di Como“ interviewte einen Retter, der sich vor einer Woche zufällig als Urlauber am Unglücksort in Porto Sant ́Elpidio befand. „Ich war gerade auf dem Weg zu einem Dartturnier, das um 16 Uhr beginnen sollte. Ich kam ein paar Minuten früher an, als ich plötzlich um 15:55 Uhr sah, wie ein motorisierter Gleitschirm Höhe verlor und immer schneller zu Boden raste, bis er zwischen zwei Swimmingpools prallte“, berichtete der Retter Giuseppe Frigerio. Gemeinsam mit einem weiteren Urlauber habe Frigerio sofort den Notruf gerufen und die Lage geschildert: „Ich berichtete, dass der Mann bewusstlos sei und schwer atmete. Sofort wurden Rettungswagen und ein Hubschrauber losgeschickt“.

Frigerio und eine Krankenschwester aus Mailand, die ebenfalls im Resort Urlaub machte, befreiten Baumgartner aus dem Gurt und begannen mit der Herzmassage. Kurz darauf trafen die Rettungskräfte ein und setzten die Wiederbelebung mit einem Defibrillator fort - jedoch vergeblich. Auch eine Mitarbeiterin des Resorts wurde beim Absturz verletzt, allerdings nur leicht. Sie kam dennoch ins Krankenhaus - stark geschockt.

„In dem Moment war der Urlaub für mich beendet“, erzählte Frigerio. Erst Stunden später, auf der Heimfahrt, habe er über den Radio-Nachrichtendienst erfahren, wen er vergeblich versucht hatte zu retten: „Da wurde mir klar, dass der Tote Felix Baumgartner war“. Zudem könne sich Frigerio durchaus einen Schwächeanfall als Auslöser vorstellen. „Im Radio war von einem möglichen plötzlichen Schwächeanfall die Rede - genau das hatte ich auch gedacht, denn es sah so aus, als hätte er auf den Aufprall gar nicht reagiert“, so Frigerio.