Leserbriefe zu „Der Papst, auf den niemand gesetzt hatte“, 8. 5.

Friede sei mit euch.“ – Mit diesen schlichten, gewichtigen Worten trat Papst Leo XIV. auf den Balkon des Petersdoms. Kein donnerndes Programm, kein choreografiertes Spektakel. Stattdessen ein Gruß, der – so sehr er auch vertraut klingt – in einer zerrissenen Welt wie ein stiller Aufruf zur Umkehr wirkte. Umso bemerkenswerter, dass der neue Papst bereits vor seiner Wahl auf der Social-Media-Plattform X Inhalte geteilt hat, die sich kritisch mit der Politik Donald Trumps, JD Vances und anderer vermeintlicher Wertebewahrer auseinandersetzen. Ein Mann also, der offenbar nicht bereit ist, moralische Grauzonen mit frommem Schweigen zu übertünchen. In Zeiten, in denen Religion zu oft als Waffe statt als Trost dient, ist das fast schon ein revolutionärer Akt – vor allem für jemanden, der aus den USA stammt, dem geopolitischen Zentrum der politischen Selbstgerechtigkeit.

Leo XIV. ist keiner, der von außen auf die Welt blickt. Er kennt sie von innen – aus den staubigen Pfarreien Perus, aus Gesprächen mit jenen, deren Geschichten selten im Fokus stehen. Dass so jemand nun auf dem Stuhl Petri Platz nimmt, lässt hoffen: auf einen Brückenbauer, ja, aber auch auf einen, der die Brücke nicht scheut, wenn sie über unruhiges Wasser führt.

Natürlich liegt zwischen Hoffnung und Realität ein langer Weg – auch im Vatikan. Aber vielleicht ist gerade das die große Chance: Dass dieser Papst kein Verwalter der Routine ist, sondern einer, der verstanden hat, dass es in einer Welt voller Masken manchmal ein Akt des Glaubens ist, unbequem zu bleiben. Möge er das bleiben dürfen. „In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas.“ – In notwendigen Dingen Einheit, in strittigen Freiheit, in allem aber Liebe. John Patrick Platzer, Viktring

Es braucht Mitarbeit

Die Wahl des neuen Papstes Leo XIV und seine ersten Erklärungen für Frieden in der Welt, zur sozialen Gerechtigkeit und dass Gott alle Menschen liebe, erfreuen viele Menschen auf der Welt. Jesus sagt ja selbst im Johannesevangelium 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“

Dazu bedarf es aber auch der Mitarbeit des Menschen. Denn in der Offenbarung von Jesus an Johannes heißt es „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl halten. Ich mit ihm und er mit mir.“ Freilich gehört dazu auch das Sündenbekenntnis und die Bitte um Vergebung an Jesus. Denn Jesus sagt auch im Johannes-Evangelium 6,37: „Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus.“ Hoffen wir also das Beste für den neuen Papst. Hans Brodtrager, Graz

Zwei Welten

Mit Leo den XIV besteigt ein Mann den Stuhl Petri, von dem alle glauben, dass er Franziskus‘ Kurs fortsetzen wird. Wir haben aber eine Kirche und zwei Welten: In der ersten Welt nimmt ein Mann die Zügel der Kirche in die Hand, der die Fähigkeiten und Ambitionen Franziskus‘ hat. Er hat dies in seiner Antrittsrede erklärt. Die Umstände begünstigen seine Absichten: Er ist Amerikaner und mit der politischen Mentalität und dem sozial-wirtschaftlichen Alltag Amerikas daher vertraut. Er war lange in Lateinamerika tätig und kennt die Mentalität und das gesellschaftliche Klima auch dort bestens.

Die zweite Welt: Der neue Papst kommt aus einem Land, das wirtschaftlich und politisch Absichten hat, die seinen Vorstellungen große Widerstände entgegensetzen werden. Die USA betrachten Südamerika als ihren Hinterhof, wie Russland seine ehemaligen Satellitenstaaten, und dulden daher dort keine Einmischung. Hier prallen die Absichten der katholischen Kirche mit ihren sozialen Programmen und die beinharten materiellen und politischen Vorstellungen einer Supermacht aufeinander. Kein einfaches Feld, das der neue Papst zu bearbeiten hat. Das sind die harten Fakten, die zum Tragen kommen, wenn die Euphorie der Wahl verflogen sein wird. Josef Rosenberger, Sinabelkirchen

Hoffnung auf Frieden

Mit großer Freude habe auch ich die Wahl von Papst Leo XIV. aufgenommen. Seine ersten Worte vom Balkon des Petersdoms haben mich tief berührt – besonders seine sinngemäße Aussage, dass das Böse nicht siegen darf. Er rückt damit gleich zu Beginn seines Pontifikates in den Mittelpunkt, was die Welt am dringendsten braucht: Frieden. Ich wünsche Papst Leo XIV. alles, alles Gute und hoffe, dass sein Pontifikat Frieden, Dialog und Menschenrechte stärkt – als Zeichen der Hoffnung und Einheit für die Welt. Ingo Fischer, Lavamünd

Neues Kapitel

Mit der Wahl von Papst Leo ist ein neues Kapitel für die katholische Kirche angebrochen. Viele Gläubige hoffen nun auf Erneuerung, mehr Dialog und eine stärkere Hinwendung zu den Menschen unserer Zeit. Der Name Leo erinnert an einen großen Vorgänger, der mit Mut und Klarheit durch herausfordernde Zeiten führte. Auch heute braucht es Führung mit Herz und Verstand, besonders angesichts wachsender Kirchenaustritte und gesellschaftlicher Spannungen. Möge Papst Leo ein Brückenbauer sein, der Glauben, Vernunft und Menschlichkeit miteinander versöhnt.
Ernst Pitlik, Wien