Leserbriefe zu „Die Profiteure von Trumps Zoll-Wende“, 11. 4.

Die Erfinder der Globalisierung und ihre größten Profiteure haben beschlossen, ihr ein Ende zu setzen. Wie ein trotziges Kind hat Trump mit einer Lawine von Zöllen den freien Welthandel auf den Kopf gestellt. Die USA haben die wirtschaftliche Weltführerschaft an China verloren und versuchen nun, mit Isolationismus gegenzusteuern. Der „Tag der Befreiung“ könnte für die USA als „Tag der Inflation und der wirtschaftlichen Rezession“ in die Geschichte eingehen.

Die erratische Zollpolitik der USA könnte aber auch eine große Chance für die EU sein, und wie die Covid-Pandemie gezeigt hat, können lange Lieferketten zu großen Problemen führen. Die US-Zölle könnten daher endlich die Reindustrialisierung Europas vorantreiben und zu einer deutlichen Verkürzung der Lieferketten führen. Dies würde der EU sowohl in wirtschaftlicher als auch in ökologischer Hinsicht enorme Vorteile bringen.

So könnte der von Trump ausgerufene „Tag der Befreiung“ zu einem Tag werden, an dem sich die Welt wirtschaftlich Schritt für Schritt von den USA befreit. Die EU muss daher jetzt Handelspartner finden, um die US-Lieferketten so schnell wie möglich zu ersetzen. Denn ein Nachgeben gegenüber den USA zum jetzigen Zeitpunkt hätte nur noch höhere Zölle zur Folge. José Curado,
Klosterneuburg

Freier Wettbewerb?

Wenn Donald Trump als Präsident der USA jetzt ganz gezielt „Sonderzölle“, vor allem auf Autos, einheben lässt, die in anderen Ländern produziert wurden, dann sollte man nicht übersehen: Dadurch steigen (ganz automatisch) die durchschnittlichen Preise aller Autos, die in den USA verkauft werden, was die Autokäufer und damit die Autofahrer finanziell massiv belastet!

Der freie Wettbewerb gehört zu den Grundsäulen unserer freien Marktwirtschaft. Wenn durch Zölle hier jetzt an dieser gerüttelt wird, um vor allem die Gewinne im eigenen Land noch weiter zu steigern, dann stellt sich doch die Frage: Ist das jetzt noch freier Wettbewerb oder schon eher Wettbewerbsverzerrung? Dr. Kurt Stoschitzky, Gleisdorf

Muskelspiele

Putin, Ex-Judoka und Eishockeyspieler, der sich gerne mit nacktem Oberkörper fotografieren ließ, lässt seine längst geschwundenen eigenen Muskeln durch die seiner jungen Soldaten auf dem Schlachtfeld ersetzen und spielen. Trump, ein schwerer Mann, jedoch gewiss kein Muskelpaket, glaubt durch wirr berechnete Zölle, die Muskeln der US-Wirtschaftsmacht statt der eigenen zeigen zu müssen. Und Xi Jinping testet, ob sich China, das sich in den letzten Jahren zum ökonomischen Bodybuilder entwickelte, gegen den Schläger aus den USA erfolgreich zur Wehr setzen kann.

Mich würde nur interessieren, ob sich Frauen als Weltmachtlenkerinnen auch so verhalten würden? Dr. Peter Lang, Graz

Durchhalten

Überall, wo die amerikanische Flagge auf Produkten drauf ist, einfach nicht mehr kaufen. Die Chinesen haben auch alles und sicher billiger als die Amis. Da kann es passieren, dass auch viele Artikel billiger werden. Und was die nicht haben, handeln wir innerhalb von Europa untereinander, bis Trump von seinem Ego heruntergestiegen ist. Wir haben den Vorteil, dass wir von Trumps Truppe sicher unterschätzt werden.

Wir brauchen nur etwas durchhalten, dann ergibt sich alles von selbst. Gerhard Neuhold, Weiz

Nicht jammern

Jammern, wie schlecht Trump ist, hilft uns gar nicht, es wird nichts verändern. Wer den Spruch kennt „Der Gescheitere gibt nach, der Dumme fällt in den Bach“, hat schon gewonnen.

Wir sollten uns unserer Stärken wieder besinnen und die Produktivität verbessern. Mittlerweile ist eine 20-Prozent-Steigerung derselben schon machbar. Erwin Greitler, St. Peter-Freienstein

Gegenmaßnahmen

In den Krisenjahren wurden viele staatliche Transferzahlungen (Strompreisbremse, Teuerungsausgleich, Corona-Hilfen, etc.) ausbezahlt und inflationsbedingt hohe Gehaltsabschlüsse, die vor allem für Beamte und Pensionisten ohne ernsthafte Verhandlungen einfach zugestanden wurden, getätigt. Diese Maßnahmen wurden von allen Gruppierungen und Parteien nachdrücklich gefordert, auch von allen Oppositionsparteien.

Sie haben aber unerwarteterweise die Nachfrage nicht beflügelt und fanden auch keine investive Entsprechung in der Wirtschaft. Dies liegt in der unsicheren weiteren persönlichen und staatlichen Wirtschaftsentwicklung durch Ukraine-Krieg, Amerika-Isolationismus, Trump, Zölle, etc. begründet und führt laut den letzten Wirtschaftsprognosen zu einer veritablen Wirtschaftskrise. Bevor diese kräftig auf die Arbeitslosigkeit und die Einkommen durchschlagen kann, ist die Regierung zu Gegenmaßnahmen aufgefordert. Diese dürfen nicht zu brachial ausfallen, wobei an zwei Stellschrauben eingegriffen werden sollte.

Erstens wäre kurzfristig ein zeitlich beschränkter, erträglicher Solidarbeitrag aller Besserverdienenden von zum Beispiel 0,5 Prozent ab circa der halben Höchstbeitragsgrundlage anzudenken, um rasch eine Verbesserung der budgetären Notlage zu erreichen. Um aber nachhaltig die zu hohe Ausgabendynamik in den Griff zu kriegen, sind zweitens die Gehaltsabschlüsse mit der Inflationsrate zu limitieren und vor allem bei den bisher privilegiert behandelten Gruppen Abschlüsse geringfügig unter der Inflationsrate anzustreben. Die Dauer dieser Maßnahme ist mit Erreichen der drei Prozent EU-Schuldengrenze wieder aufzuheben. Herbert-Adolf Schifferl, Graz