Leserbrief zu „Schilling bleibt Kandidatin – koste es, was es wolle“, 23. 5.

Endlich eine engagierte junge Frau, welche die Anliegen ihrer Generation vertritt. Wie Van der Bellen sagte, freuen wir uns über junge, interessierte Frauen und Männer, und alle dazwischen, welche sich um ihre persönliche Zukunft Gedanken machen. Die Politik heute ist nicht mehr an Kompromissen im Sinne ihrer Wählerinnen interessiert. Also macht man eine junge Frau nieder. Die Glaubwürdigkeit und die möglicherweise nicht vorhandene Ehrlichkeit ist für die Auflage wichtig. Cool down, hören wir auf, wichtig sind die Anliegen der jungen Generation – vertreten durch junge, aktive, charismatische Politikerinnen.

Lasst die Jungen aus eurer Arroganzhaltung „Wir wissen, wovon wir reden“ und sie endlich selbst ihre Meinung auch im Rahmen der EU vertreten. Je mehr, desto besser. Für das zukünftige Leben unserer Kinder nach unserem Ableben. Sie müssen mit unseren Fehlern leben. Helfen wir ihnen. 
Ing. Harald Psonder, Frauental

Weitere Leserbriefe zum Thema

Stimmabgabe

Sehr geehrte Frau Schilling, ich möchte mich bedanken. Ihr Antreten als Kandidatin für die EU-Wahl hat mich überzeugt, seit Langem wieder einmal an dieser Abstimmung teilzunehmen.

Wenn meine Stimme auch nur ein Jota dazu beiträgt, um Menschen mit Ihrer Vita aus Entscheidungen, die unsere Zukunft betreffen, herauszuhalten, war es die Teilnahme wert. Gerhard Hollinger, Admont

Durchhalten

Mit Interesse verfolge ich den Fall Lena Schilling. Was hier passiert, bestätigt all meine Befürchtungen. Hier wird ein junger, ambitionierter Mensch fertiggemacht, bevor er überhaupt eine Chance hat, etwas für sein Land und unsere Umwelt zu bewirken. Neid, Verleumdungen, Ängste, politisches Kalkül oder einfach nur Hetze spielen hier eine große Rolle. Wie im Mittelalter beteiligen sich täglich Menschen daran. Niemanden interessiert mehr das eigentliche Anliegen der grünen Politik. Es würde mich nicht wundern, wenn wieder ein junger Mensch das Handtuch wirft.

Aber wer, wenn nicht die Jungen, soll diese Welt retten? Die Alten haben's vergeigt. Ich hoffe, dass Lena Schilling durchhält. Dazugelernt hat sie inzwischen mit Sicherheit viel.
Eveline Grünwald, Fohnsdorf

Charakterliche Eignung

Liebe Grünen, was heißt, bei dieser Kritik brächtet ihr keine jungen Menschen mehr in die Politik …? In der Privatwirtschaft kommt an die Spitzenplätze nur der mit entsprechender Ausbildung und Berufserfahrung. Im Gegensatz zur Politik zählt dort nicht oder nicht nur Vitamin B, sondern vor allem A und B: Ausbildung und Berufserfahrung – und charakterliche Eignung sowieso. Wer würde schon seinen Ferrari einer Fahranfängerin überlassen? Falls ihr Grünen vergessen habt, wie das reale Leben aussieht: Die junge Dame möge einmal für zwölf Euro brutto als Assistentin bei einem Arzt, verfügbar von 07:30 Uhr, flexibel bis 19:30 Uhr, arbeiten. Aber in eurer Abgehobenheit und verbissenen Ideologieverfolgung seht ihr das nicht mehr.
Klaudia Aschbacher, Gratwein-Straßengel

Wirbelwind mit Herz

Lena Schilling ist ein Glücksfall für die Politik. Ein Wirbelwind mit Herz. Im Gegensatz zu den anderen 08/15-Kandidaten besitzt sie Charisma. Und selbst wenn sie privat gelegentlich auf Pinocchios Spuren wandeln sollte – so what? Wer noch nie gelogen hat, werfe den ersten Stein. Sie hat sich nun ausreichend entschuldigt, es wird Zeit, diese Hexenjagd zu beenden. Tommy Menyhart, Prugg 

Das Rad der Zeit

Im EU-Wahlkampf beschleicht einen das Gefühl, das Rad der Zeit soll zurückgedreht werden: Weg mit dem Naturschutz, weg mit dem Konsens gegen Faschismus, weg mit Frauenrechten. Emotionen kochen hoch, und Leute mit Herz und Hirn werden gegeneinander aufgehetzt. Der Rummel um Lena Schilling ist dazu angetan, junge Leute und Frauen von der Politik abzuschrecken. Nur wer immer nett war und immer alles richtig gemacht hat, darf bei Umweltpolitik mitreden? Lassen wir uns nicht beirren: Niemand muss perfekt sein, um für das Richtige einzutreten.
Gabriele Hadl, Ph.D., Pörtschach

Weitsicht und Mut

Wenngleich Umweltschäden immer sichtbarer werden, unternehmen Politiker zu wenig für den Umwelt- und Klimaschutz. Im Gegenteil werden Gesetzesbestimmungen von konservativen und rechten Parteien sogar noch abgeschwächt – auch um Stimmen fangen zu können. Da verfängt sich bei Menschen, die über Umwelt und Klima nicht gut informiert sind, das Gefühl, die Grünen und Umweltschützer kämpften gegen Windmühlen, sie seien mit ihren Klimaschutzzielen in der Minderheit und hätten in unserer Demokratie nichts zu bestimmen.

Ob das nun Pessimismus oder gar Schadenfreude entspringt, wird von Fall zu Fall verschieden sein. Doch für Pessimismus ist es zu spät, es steht zu viel auf dem Spiel. Schadenfreude kann höchstens ein frustrierter, im Leben gestrauchelter, von Mitmenschen geschädigter Mensch empfinden, der keine Familie hat und der Einstellung verfallen ist „hinter mir die Sintflut“.

Wenn jemand aus parteipolitischen Gründen für Klimaschutz nichts übrig hat, wenn Rechte den Umweltschutz als linke Träumerei abtun, wenn Konservative und Neoliberale ihr Heil in Geldvermehrung sehen und glauben, die Demokratie sei bloß in einem turbo-kapitalistischen System möglich, muss man ihnen vor Augen halten, dass es in einem gemäßigten System der Marktwirtschaft einer größeren Anzahl von Menschen bessergehen wird. Erdacht wurde dies vom früheren ÖVP-Vizekanzler und Landwirtschaftsminister Josef Riegler, dessen Pech es war, damit von vielen Politikerkollegen und Mitgliedern der eigenen Partei nicht verstanden worden zu sein.

Dieses Unverständnis setzt sich heute leider bei vielen Funktionären der Industriellenvereinigung, des Wirtschafts- und Bauernbundes fort. Und wenn Grüne und Naturschützer Rieglers Ideen umsetzen wollen, sollte man sie nicht als Klimakleber oder Gutmenschen verspotten, sondern ihnen für ihre Weitsicht und ihren Mut dankbar sein. Karl Semmler, Bad Blumau