Uns ist aufgefallen, dass man Sie stets mit Schmuck sieht …
Nora Schmid: Ich habe bei Ihrer Interviewanfrage kurz überlegen müssen, ob ich beim Thema Schmuck die richtige Gesprächs­partnerin bin, aber ja: Ich habe viel Bezug zu Schmuck, wenn auch nicht in der Weise, dass mir Marken oder Labels etwas bedeuten würden. Aber ich liebe jedes einzelne meiner Stücke und verbinde mit jedem eine Geschichte.

Wann und wie sind Sie zum ers­ten Mal mit Schmuck in Berührung gekommen?
Das reicht bis in die Kindheit zurück. Mama hatte eine Kette mit ganz kleinen Bergkristallen. Ganz selten durfte auch ich sie anziehen bzw. anprobieren, zu Weihnachten etwa. Auch an meine Oma habe ich ganz starke Erinnerungen. Zum Beispiel an ihre Hand mit ein, zwei Ringen drauf. Ganz dezente Ringe, und doch etwas für sie ganz Typisches. Sehr gut erinnere ich mich auch an die Kommode mit der Schmuckschatulle: Sie zu öffnen war etwas Besonderes, ein Bestaunen und eine Aufregung. Die Schatulle hat mir vermittelt, für etwas Sorge zu tragen, aber auch, sich an Dingen zu erfreuen.

Erinnerung an Dresden. „Als ich beruflich nach Dresden zog, um dort eine Stelle als Chefdramaturgin anzutreten, ging ich aus meiner leeren Wohnung voller Umzugskisten auf die Straße. Um die Ecke hat mich dieser Ring angelacht. Ihn zu erwerben, war wie Ankommen. Dresden war besiegelt.“
Erinnerung an Dresden. „Als ich beruflich nach Dresden zog, um dort eine Stelle als Chefdramaturgin anzutreten, ging ich aus meiner leeren Wohnung voller Umzugskisten auf die Straße. Um die Ecke hat mich dieser Ring angelacht. Ihn zu erwerben, war wie Ankommen. Dresden war besiegelt.“ © Großschädl


Ihre Liebe zu Schmuck ist also verbunden mit Erinnerungen an geliebte Menschen.
Ja, absolut. Ich glaube, die Erinnerungen an Mama, die dir die Hand gibt, sind die stärksten Kindheitserinnerungen, die man hat.

Sie haben einen Sohn. Wird er Ihre Schmuckliebe „erben“?
Er nimmt Schmuck auf jeden Fall wahr und kommentiert ihn. Das jüngste meiner Schmuckstücke, eine Kette mit Vogel, haben wir sogar zusammen gekauft. Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit bzw. in den Kindergarten sind wir vor einem Schaufenster stehen geblieben und haben hineingeschaut. Nachdem wir das Stück schon eine ganze Weile bewundert haben, sind wir eines Tages hineingegangen und ich habe sie anprobiert. Mein kleiner Bub hat gesagt: „Och Mama, schön!“ Er nimmt meinen Schmuck wahr, will ihn anfassen und er weiß, dass der zur Mama gehört.

Deutsche Uhr. Da schau her: die Schweizerin mit einer deutschen Uhr am Hand­gelenk! Die Damenuhr ist von Junghans und sehr klassisch im Design. Sie ist eine von drei Uhren, die Nora Schmid abwechselnd trägt. „Eine Uhr brauche ich einfach.
Deutsche Uhr. Da schau her: die Schweizerin mit einer deutschen Uhr am Hand­gelenk! Die Damenuhr ist von Junghans und sehr klassisch im Design. Sie ist eine von drei Uhren, die Nora Schmid abwechselnd trägt. „Eine Uhr brauche ich einfach. © Großschädl


Und, haben Sie weitere Komplimente dafür bekommen?
Ja, sogar ziemlich viele. Die Kette erweist sich wirklich als eines meiner Lieblingsstücke.

Haben Sie schon einmal Schmuck gekauft, den Sie dann doch nicht trugen?
Schmuckkauf ist bei mir immer eine ganz intuitive Entscheidung. Und bisher habe ich nie falsch entschieden. Es kommt vor, dass ein Stück eine Weile nicht im Vordergrund ist. Aber selbst, wenn ich es nach zehn Jahren wieder anziehe, passt es noch immer. Schmuck begleitet mich wirklich durchs Leben.

Welche Anlässe sind es, zu ­denen Sie Schmuck kaufen?
Recht oft ist es auf Reisen; oder auch in Momenten, in denen ich eine wichtige Entscheidung treffe oder etwas gelungen ist. Diesen Ring hier (siehe Abbildung oben) habe ich nach dem Umzug nach Dresden gekauft. Ich verbinde den Schmuck dann jedes Mal, wenn ich ihn anziehe, mit dem Ereignis. Das ist für mich am Schmuck das Zentrale: Er ist Lebensfreude, er ist an eine wichtige Erinnerung geknüpft. Jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte.

Wie stehen Sie zu Uhren?
Sagen wir so: Ich brauche eine Uhr, denn ich muss ja wissen, wie spät es ist. Da erfülle ich gerne das Klischee der Schweizerin, der Pünktlichkeit wichtig ist. Pünktlichkeit ist für mich ein Zeichen von Respekt für das Gegenüber. Außerdem kommt man als Schweizerin um Uhren nicht herum. In Biel, wo ich meine erste fixe Anstellung hatte, ist der Sitz des Uhrenverbands, des Dachverbands der Schweizer Uhrenindustrie. Da liegt die Uhr schon in der Luft.

Kaufen Sie auch online?
Dafür bin ich ein viel zu haptischer Mensch. Schmuckstücke muss ich fühlen können. Und: Ich suche nicht aktiv nach Schmuck. Meist lacht er mich einfach an, springt mich an, sucht den Weg zu mir.

Sie leben seit drei Jahren in Graz. Tragen Sie noch weiteren „hiesigen“ Schmuck?
Meine Mutter hat mir eine Kette mit Gingko-Anhänger geschenkt, die ich sehr mag. Echte Handwerkskunst von einem Stand, den man derzeit wieder beim Adventmarkt am Mehlplatz findet. Den Zauber der Kette macht aus, dass sie ein echtes Gingkoblatt enthält.

Ein fröhlicher  Vogel aus Graz. „Diese Kette ist das jüngste meiner Schmuckstücke. Es ist ein Einzelstück, wie alle meine Schmuckstücke. Angelacht hat mich die Kette aus dem Schaufenster des Ateliers von Hermine Prügger in Graz.“
Ein fröhlicher Vogel aus Graz. „Diese Kette ist das jüngste meiner Schmuckstücke. Es ist ein Einzelstück, wie alle meine Schmuckstücke. Angelacht hat mich die Kette aus dem Schaufenster des Ateliers von Hermine Prügger in Graz.“ © Großschädl


Apropos Materialien. Welche stehen Ihnen da am nächsten?
Mein Lieblingsohrschmuck sind zwei tropfenförmige Bergkristalle aus der Schweiz. Es ist schön, die im Alltag zu tragen, sie verbinden mich mit den Bergen, in denen ich früher gerne gewandert bin. Sie strahlen etwas Kraftvolles aus. Besonders mag ich auch den Bernstein, seine Haptik und Wärme. Für mich sind diese Schmuckstücke positive Begleiter durch den Tag. Auch Perlen sind etwas unglaublich Schönes. Bei jedem Material schwingt eine bestimmte Ausstrahlung mit, die seit jeher fasziniert hat – egal, ob Edelsteine, Holz, Leder oder Stoff.

Eine der nächsten Gelegenheiten, seinen Schmuck auszuführen, ist die Opernredoute am 27. Jänner 2018 …
Ja, und eine der schönsten! Bei diesem Ball überlegen sich ganz besonders viele Menschen, mit welchem Schmuck sie in die Nacht gehen. Es ist wunderbar, ihn anzuschauen. Die ganze Oper wird zur Bühne. Und da es die 20. Opern-­redoute ist, wird es noch mehr glitzern, funkeln und prickeln.