Die Steirerin Kristina Schöller schreibt Geschichte: Als erste Österreicherin nimmt sie die rund 1.200 Kilometer lange Wintertour Expedition „Vita Bandet“ quer durch Schweden in Angriff. Der Startschuss erfolgt am 14. Jänner 2026 in Grövelsjön, Ziel ist Kilpisjärvi. Allerdings nicht alleine. Begleitet wird sie dabei von ihrem eigenen Schlittenhundeteam. Dabei setzt sie nicht auf harte Kontrolle, sondern auf respektvolle Zusammenarbeit und Vertrauen - eine Haltung, die sie seit Jahren mit ihren Hunden lebt und die sie nun auf die große Prüfung stellt.
Das „Vita Bandet„ (schwedisch für „Weißes Band“) ist eine anspruchsvolle Skilanglauf- oder Wandertour durch die schwedischen Fjälls, die rund 1300 km von Grövelsjön im Süden nach Treriksröset im Norden führt - oder umgekehrt. Nur wenige Abenteurer, Langläufer, Wanderer oder Naturliebhaber wagen sich an dieses Abenteuer.
Es beginnt mit Beziehung
Begleithunde, kein Schlitten, und noch kein Schnee - so beschreibt die 38-jährige Steirerin Kristina Schöller den Anfang ihrer Reise. „Es beginnt nicht mit einem Schlitten. Und auch nicht mit Schnee. Es beginnt mit Beziehung“, sagt sie über das Fundament ihres langjährigen Wirkens mit Hunden. Für Schöller stehen Kommunikation, Vertrauen und gegenseitiger Respekt im Mittelpunkt: „Training bedeutet für mich nicht Kontrolle, sondern Kommunikation. Führung nicht Lautstärke, sondern Klarheit. Und Leistung nicht Härte, sondern Vertrauen.“
Schöller lebt und arbeitet seit vielen Jahren mit Hunden - nicht nebeneinander, sondern miteinander. Sechs ihrer Hunde hat sie zu staatlich geprüften Therapiebegleithunden ausgebildet, mit denen sie selbst zur Prüfung angetreten ist. Diese Hunde begleiten Menschen in schwierigen Lebensphasen, spüren Unsicherheit, reagieren fein auf Körpersprache und bleiben ruhig, wenn es um sie herum hektisch wird. Bei der Begleithundeprüfung brillierte sie vor einiger Zeit mit sechs Huskys gleichzeitig - ein seltenes Kunststück, das sowohl ihre ruhige Hand als auch das tiefe Vertrauen zwischen ihr und den Tieren zeigte.
„Meine Hunde sind keine Sportgeräte. Sie sind Partner“, betont Schöller. Und genau dieses partnerschaftliche Verhältnis will sie nun auf die Vita Bandet übertragen - eine der anspruchsvollsten Wintertouren durch Schweden.
Aufbruch in den Norden - 1.200 Kilometer durch Eis und Schnee
Im Jänner steht der große Schritt an: Schöller bricht als erste Österreicherin zum „Vita Bandet“ auf. Die Route führt über rund 1.200 Kilometer durch den schwedischen Norden - ohne fremde Versorgung, ohne feste Infrastruktur. Sie wird begleitet von einem erfahrenen Freund und 14 Hunden: darunter sechs ausgebildete Therapiebegleithunden, Tiere aus eigener Zucht und einem Husky, der aus einer Tötungsstation gerettet wurde.
Die Zusammenstellung ist für Schöller kein Zufall, sondern bewusst gewählt: „Diese Zusammensetzung erzählt eine Geschichte darüber, dass Leistung und Mitgefühl keine Gegensätze sind. Dass Hunde, die im therapeutischen Kontext arbeiten, ebenso leistungsfähig, ausdauernd und fokussiert sein können - wenn man sie ernst nimmt, ihnen zuhört und sie nicht überfordert.“ Sie will damit zeigen, dass Herkunft keine Rolle spielt, „wenn Vertrauen wachsen darf“.
Orientierung, Durchhaltevermögen und Entscheidungsfähigkeit
Das Vita Bandet ist dabei kein klassisches Hundeschlitten-Rennen im Wettkampfmodus. Vielmehr geht es um Orientierung, Durchhaltevermögen und Entscheidungsfähigkeit - auch dann, wenn es kalt, dunkel und anstrengend wird. Erwartet werden Tiefsttemperaturen bis minus 20 Grad, lange Etappen ohne Infrastruktur und alleinige Eigenverantwortung: „Temperaturen bis minus 20 Grad … verlangen nicht nur körperliche Fitness, sondern vor allem mentale Stabilität“, erklärt sie.
Als Frau in diesem Bereich ist Schöller oft eine Ausnahme - nicht, weil Frauen es nicht können, sondern weil sie sich seltener zutrauen, sichtbar zu werden, ist Schöller überzeugt. Ihr Projekt ist für sie daher auch ein Statement „Für Frauen im Sport, für alternative Lebensentwürfe, für ein Arbeiten mit Tieren, das auf Wissen, Respekt und Beziehung basiert.“ Und es ist nicht nur eine Reise durch Schnee und Kälte, sondern beweist auch, was möglich wird, „wenn Vertrauen der stärkste Antrieb ist“.
Der Start in Österreich erfolgt am Abend des 14. Jänners: „Wir fahren mit meinem Bus, der Platz für 16 Hunde bietet, bis Polen zu meiner Freundin. Dort bleiben wir einen Tag. Danach geht’s von dort weiter auf die Fähre von Danzig nach Schweden. Am 18. Jänner starten wir die Schlittentour. Freunde holen dort meinen Bus und bringen ihn ans anvisierte Ziel, Kilpisjärvi.“