Drei illegal gehaltene junge Tiger sind laut Vier Pfoten vor wenigen Tagen mit Unterstützung der Tierschutzorganisation von den Behörden in der Westslowakei beschlagnahmt worden, darunter auch zwei mit weißem Fell. Die Tiere waren laut einer Aussendung in tristen Käfigen ohne ausreichende Beschäftigungsmöglichkeit und ohne natürlichen Boden untergebracht. Sie wurden nun vorübergehend in einen Zoo überstellt.

Die Tiere waren laut einer Aussendung in tristen Käfigen ohne ausreichende Beschäftigungsmöglichkeit und ohne natürlichen Boden untergebracht 
Die Tiere waren laut einer Aussendung in tristen Käfigen ohne ausreichende Beschäftigungsmöglichkeit und ohne natürlichen Boden untergebracht  © APA / Unbekannt

Die Tierschutzorganisation plant die Jungtiere möglichst bald in das eigene Tierschutzzentrum „Lionsrock Big Cat Sanctuary“ in Südafrika umzusiedeln. Im Zuge des veterinärmedizinischen Einsatzes untersuchte das Vier-Pfoten-Team außerdem zwei männliche und zwei weibliche Leoparden sowie einen männlichen und einen weiblichen Tiger, die Eltern der Jungtiere. Einige von ihnen leiden an chronischen Gesundheitsproblemen. Nach Zustimmung des Besitzers wurden die erwachsenen männlichen Tiere sterilisiert.

Klare Anzeichen von Inzucht

„Beide Elterntiere der Tigerjungen wiesen bei der Untersuchung klare Anzeichen von Inzucht wie etwa Schielen auf. Der männliche weiße Tiger leidet an einer chronischen Nierenerkrankung. Die Genmutation, die für das weiße Fell verantwortlich ist, kommt in der Natur äußerst selten vor und ist deshalb vom Handel stark nachgefragt, was zu Inzucht und oft zu lebenslangem Leid wegen der gesundheitlichen Problemen führt. Diese weiße Genmutation ist keine eigene Tigerart und sollte nicht Teil von Zuchtprogrammen sein“, berichtete Patricia Tiplea, Wildtierexpertin bei der Tierschutzorganisation.

Die erwachsenen Tiere werden aufgrund einer Ausnahmeregelung nach wie vor legal gehalten, obwohl die Gesetzeslage in der Slowakei die Haltung sowie den Handel von Großkatzen von Privatpersonen seit 2022 verbieten würde. „Wir müssen die grausame Praxis der Privathaltung von Wildtieren in der EU und darüber hinaus stoppen. Großkatzen sind keine Haustiere. Sie haben komplexe Bedürfnisse, die in privater Haltung oft vernachlässigt werden. Dies kann zu Unterernährung, Krankheit, Stress, stereotypem Verhalten und sogar zum Tod führen. Nur seriöse und wissenschaftlich geführte zoologische Einrichtungen und Schutzzentren, die Tierschutzstandards erfüllen, sollten Großkatzen halten“, wurde Vier-Pfoten-Vorstandsvorsitzender und -Präsident Josef Pfabigan zitiert.

Unterschiedliche Regelungen

Anders als in der Slowakei sei es in einigen europäischen Ländern nach wie vor erlaubt, Tiger in privaten Einrichtungen oder Zirkussen zu halten und zu züchten. Einige EU-Mitgliedstaaten zählen sogar seit mehr als vier Jahrzehnten zu den 30 größten Exporteuren und Importeuren von Tigern weltweit, wie CITES-Daten von 1975 bis 2018 zeigen würden. Im Gegensatz zum strengen Schutz für wildlebenden Tiger finde der kommerzielle Handel mit in Gefangenschaft gehaltenen Tigern und ihren Teilen nach wie vor in der gesamten EU statt.

Vier Pfoten forderte alle Mitgliedstaaten auf, die EU-Leitlinien für Tiger aus dem Jahr 2023 umzusetzen und eine „Positivliste“ von Tierarten einzuführen, die legal als Haustiere gehalten werden dürfen, und dabei festzulegen, welche Arten lebenslang in privater Gefangenschaft gehandelt werden können. Im Vorfeld der Europawahlen im Juni 2024 appellierte Vier Pfoten, die Kandidatinnen und Kandidaten aufzufordern, sich für mehr Tierschutz in der Europäischen Union einzusetzen, einschließlich einer besseren Regelung für Wildtiere.