Kaum ist die Coronapandemie auf dem Rückzug, ist er prompt wieder da: "Overtourism" war für viele Reiseziele bis 2020 ein massives Problem, während dann plötzlich die Touristen ausblieben. Jetzt, wo das Reisen wieder einfacher möglich ist, gehen einige wieder im Ansturm der Touristen unter.

Der Inselstaat Französisch-Polynesien hat einen Plan vorgestellt, wie man den für die Wirtschaft wichtigen Tourismus mit mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität für die Einheimischen verbinden will. Das Konzept, das bis 2027 umgesetzt werden soll, beinhaltet eine Obergrenze für die Anzahl der Urlaubenden, die pro Jahr die Landesgrenze überqueren dürfen.

Diese Obergrenze orientiert sich an der Anzahl der Einwohner der französischen Überseegebiete im Pazifik, also rund 300.000, und soll nicht überschritten werden dürfen. So sollen die Urlauber Tahiti, Bora Bora, Moorea und Co. besser kennenlernen und in der Folge länger bleiben.

So wehren sich Städte gegen die Massen

Immer mehr besonders stark frequentierte Orte auf der Welt beginnen sich mit Maßnahmen gegen die Besucherströme zu stemmen. Seit Jahren ist die Lage in Barcelona besonders angespannt, die Bewohner hatten sogar begonnen, gegen die Massen von Touristen zu protestieren. Deshalb hat die Stadtregierung die Größe von Reisegruppen, die von Guides zu den Sehenswürdigkeiten der katalanischen Hauptstadt geführt werden, strafbewehrt begrenzt. Diese dürfen zudem keine Megafone mehr verwenden, da der Lärm die Anrainer stört. Schön länger werden keine Lizenzen für neue Hotels im Zentrum mehr vergeben und die Möglichkeiten der Privatvermietung von Wohnungen an Touristen wurden eingeschränkt.

Der Touristen-Hotspot Venedig hat unterdessen bereits Kreuzfahrtschiffe aus dem Zentrum verbannt und eine Eintrittsgebühr für Tagestouristen geplant: Tagesausflügler müssen ihren Besuch in der Lagunenstadt ab dem 16. Jänner 2023 online buchen und zwischen drei und zehn Euro bezahlen.

Auch Amsterdam leidet chronisch unter Overtourism.  Deshalb hat die Grachtenstadt einen Zehn-Jahres-Plan ausgearbeitet, der die Bewohner an die erste Stelle stellt. So hatte Bürgermeisterin Femke Halsema (erfolglos) versucht, ein Coffeeshop-Verbot für Touristen zu erwirken, der Flughafen Schipol hat eine Obergrenze für Reisende pro Tag eingeführt, genauso wie die Stadt für Touristen pro Jahr: Mehr als 20 Millionen Übernachtungen pro Jahr darf es nicht geben.

Limitierter Zugang zu Attraktionen

In den letzten Jahren ist auch zahlreichen Attraktionen nichts anderes übrig geblieben, als den Zugang zu limitieren oder die Sehenswürdigkeit ganz für Besucherinnen und Besucher zu sperren. Berühmtestes Beispiel ist wohl der berühmte Maya-Strand auf der thailändischen Insel Koh Phi Phi, der nach dem Hollywood-Film "The Beach" derart gestürmt wurde, dass er für drei Jahre geschlossen wurde, um der Natur Zeit zur Erholung zu geben. Seit 4. Januar 2022 ist er wieder geöffnet.

Auf die berühmte Spiaggia della Pelosa auf Sardinien dürfen seit 2020 nur mehr maximal 1500 Menschen pro Tag gegen einen Eintritt von 3,50 Euro. Eine ähnliche Regelung gilt auch für die Strände Lu Impostu und Brandinchi auf der Insel.

Bereits weit verbreitet ist mittlerweile, dass Nationalparks den Zugang einschränken: So gilt es immer öfter, vorab ein Ticket zu buchen, wie es in den beliebtesten Nationalparks der USA, aber zum Beispiel auch im Calanques-Nationalparks in Marseille zumindest saisonal bereits vorgeschrieben ist.