Im Natursandstein des wohl bekanntesten und imposantesten Berliner Wahrzeichens wiegt sich über zwei Jahrhunderte große, turbulente Geschichte. Einst als Friedenstor unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. konzipiert, wurde es im Laufe der Geschichte stets zur Bühne großer politischer Inszenierungen von Napoleon Bonaparte bis US-Präsident J. F. Kennedy, nach 1945 zum Symbol der Spaltung von Ost und West, mit dem Fall der Mauer zum Symbol der Einheit Deutschlands.

Laut, schrill und hektisch geht es üblicherweise an diesem geschichtsträchtigen Ort – einem magischen Anziehungspunkt für jeden Berlinbesucher – zu. Aber auch spektakulär still, wenn man es will und davon weiß.

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Denn ganz unspektakulär lädt ein 30 Quadratmeter großer Raum im Nordflügel des steinernen Zeitzeugen zum Innehalten ein. In bescheidener Schlichtheit, nur durchbrochen von Schriftzügen wie „Frieden“ und „Stille“. Er versteht sich als Aufforderung zu Toleranz unter den Menschen, zwischen den Nationalitäten und Weltanschauungen und zur inneren Einkehr.

Über alle Unterschiede hinweg lässt es sich hier – an historisch höchst prominenter Stelle – im Schweigen friedvoll einander begegnen und reflektieren. Als kleiner Schritt hin zum Weltfrieden, und dies bereits seit 28 Jahren. In Tagen wie diesen allerdings mit besonderer Brisanz.