12.500 Menschen in Österreich sind betroffen, darunter sind vier Mal mehr Frauen als Männer: Die multiple Sklerose, kurz MS, zeigt sich zuerst oft durch Gefühlsstörungen oder durch eine Entzündung des Sehnervs. Die MS ist auch deshalb so heimtückisch, weil sie Menschen in jungen Jahren trifft: Meist bricht die Krankheit zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus.

Doch war vor Jahren das typische Bild des MS-Patienten das eines Menschen im Rollstuhl, hat sich das Gesicht der Krankheit dank moderner Therapien gewandelt: Das erklärte Ziel ist, Behinderungen, so gut es geht, zu vermeiden.

Neue Medikamente

Bis in die 1990er-Jahre gab es für Betroffene nur eine medikamentöse Therapie - heute steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die gezielt in den Krankheitsverlauf eingreifen. „Unsere Therapien zielen darauf ab, akute MS-Schübe überhaupt zu verhindern“, sagt Thomas Berger von der neurologischen Uniklinik Innsbruck.

2018 ist mit einem Antikörper auch die erste Therapie für jene Form der MS auf den Markt gekommen, die zu einer stetig fortschreitenden Verschlechterung und Behinderung führt. „Für diese Form gab es bisher gar keine Therapie“, sagt Berger. Der Antikörper wirkt gezielt auf Zellen des Immunsystems, die an der multiplen Sklerose beteiligt sind.

Die Frage nach dem Warum treibt nicht nur Patienten um - auch die Forschung sucht nach den Auslösern dafür, dass Zellen des Immunsystems die Nerven attackieren. Durch diese „Attacken“ kommt es zu Störungen bei der Übertragung von Nervenimpulsen, die unbehandelt zu schweren Behinderungen führen können. Genetische Voraussetzungen einerseits, aber noch wichtiger, Umweltfaktoren andererseits tragen zur Erkrankung bei: So viel weiß die Forschung heute.

Pflanzliche Ernährung

So wird untersucht, wie ein Mangel an Vitamin D den Verlauf der Erkrankung beeinflusst. Einen weiteren Ansatz erforscht Adrian Moser an der Uniklinik Graz: „Wir wissen bereits, dass MS-Patienten eine veränderte Darmflora haben.“ Die Rolle der winzigen Mitbewohner im Darm ist deshalb relevant, da eine Vielzahl der Immunzellen im Darm gebildet werden.

Moser hat in einer Studie gezeigt, dass MS-Betroffene weniger jener Immunzellen im Darm haben, die Entzündungen hemmen und das Immunsystem „bremsen“ können. „Wir können noch nicht sagen, ob die veränderte Darmflora Ursache oder Folge der MS ist“, sagt Moser. In Zukunft könnte eine gesunde Ernährung - viele pflanzliche Lebensmittel! - aber ein Faktor in der Therapie sein.