"Ja, du hast HIV": Es sind vier Worte, die das Leben von Michael Hofbauer von heute auf morgen auf den Kopf stellen. Als sein Handy läutet, macht er gerade Mittagspause. Am anderen Ende der Leitung ist sein Arzt. "Ich habe es schon an seiner Stimme gehört", erinnert sich der Oberösterreicher zurück. Dem vorangegangen sind Wochen der Ungewissheit. 

Als sein damaliger Partner positiv auf das HI-Virus getestet wird, ist Michael gerade 19. Nach der Schocknachricht wird er alle zwei Tage im Krankenhaus getestet. Die ersten Ergebnisse sind negativ. Die letzte Blutprobe gibt er an einem Freitag ab. "Ich musste bis Montag auf das Ergebnis warten. Das Wochenende hat aber viel dazu beigetragen, zu akzeptieren, dass es kommt, wie es kommt. Der Satz 'Ja, du hast HIV' war dann so eine Art Befreiungsschlag für mich."

HIV: Keine tödliche Erkrankung mehr

Als HIV bezeichnet man das Humane Immunschwäche Virus, das hauptsächlich über ungeschützten Sex nur von Mensch zu Mensch übertragen wird. "Es greift die sogenannten CD-4-Zellen im menschlichen Immunsystem an, zerstört diese und verbreitet sich", erklärt Manfred Rupp von der AIDS-Hilfe Steiermark.

Medikamentös kann HIV mittlerweile so gut behandelt werden, dass es nicht zum Ausbruch von Aids kommt. "HIV ist von einer tödlichen Erkrankung zu einer chronischen Infektion geworden. Durch die Therapie wird das Virus so weit zurückgedrängt, dass HIV auch bei ungeschützten Sex nicht mehr übertragbar ist", so Rupp. Trotz medizinischen Fortschritten ist die Infektion sehr ernst zu nehmen und verantwortungsbewusst damit umzugehen. 

Kurz nach seiner HIV-Diagnose beginnt Michael Hofbauer die Behandlung. In Selbstmitleid zu versinken, kommt für den damals 19-Jährigen nicht in Frage: "Das ist passiert, damit muss ich leben und das kann man derzeit nicht ändern." 

"Meine Oma hat es durch die Barbara Karlich-Show erfahren"

Von seiner Familie bekommt Michael größtenteils Rückendeckung, nur seine Großmutter reagiert sensibel. "Dass ich HIV-positiv bin und homosexuell, hat sie erst vor kurzem durch die Barbara Karlich-Show erfahren." Im Gespräch versucht der junge Mann, der unter anderem als Robotik-Applikateur und selbstständiger Mediendesigner tätig ist, seiner Großmutter die Sorge um seine Gesundheit zu nehmen. "Man merkt das schon: Je älter die Generation desto schwerer ist das Thema anzunehmen. Auch weil sie mit diesem Grauen aufgewachsen sind damals in der Berichterstattung."

Die Information, dass ihr Enkel HIV-positiv ist, scheint sie mittlerweile verdaut zu haben. Dass er homosexuell ist, hingegen weniger. "Sie hat mich damals gefragt: 'Muss es denn unbedingt ein Mann sein?!' Da war ich dann kurz perplex und habe gesagt: 'Oma, es ist keine Frau. Ich bin glücklich mit einem Mann. Akzeptiere das oder eben auch nicht."

Michael versucht seiner Großmutter den nötigen Raum zu geben, um alles zu verdauen. Und trotzdem sagt er: "Ich kann nicht dieselbe Fürsorge für die Person darbieten, wenn sie nicht fürsorglich mir gegenüber ist oder mich nicht so akzeptiert, wie ich bin. Meine Homosexualität oder die Tatsache, dass ich HIV-positiv bin, verändert mich von meiner Person her nicht."

Buch: "Tanz mit dem eigenen Ich"

Über seine Erfahrungen mit seiner HIV-Infektion hat Michael Hofbauer nun ein Buch geschrieben. Worum es geht? Im Kern um seine HIV-Diagnose - aber nicht nur. Ein großes Anliegen ist es dem jungen Autor auch, seinen Leserinnen und Lesern Tipps mit auf den Weg zu geben, wie man mit Schicksalsschlägen umgehen kann und lernt, diese besser zu verarbeiten.

Das Buch von Michael Hofbauer: "Tanz mit dem eigenen Ich". Erwerben kann man es direkt beim Autor (E-Mail: michael.hofbauer22@gmail.com), Preis: 19,99€
Das Buch von Michael Hofbauer: "Tanz mit dem eigenen Ich". Erwerben kann man es direkt beim Autor (E-Mail: michael.hofbauer22@gmail.com), Preis: 19,99€ © (c) Michael Hofbauer

"Ich hätte auch zu einer ganz anderen Zeit leben können"

Die HIV-Diagnose von Michael Hofbauer liegt mittlerweile vier Jahre zurück. "Ich habe eine ziemliche Entwicklung durchgemacht." Im Familien- und Freundeskreis immer wieder über die Infektion aufklären zu müssen, habe ihn abgehärtet. "Ich habe eine unglaubliche Resilienz aufgebaut, bin viel wertschätzender gegenüber dem Leben geworden." Und er ist dankbar - dankbar dafür, heute zu leben. "Ich hätte auch zu einer anderen Zeit leben können. Dann wäre das irgendwann mal zu Ende gegangen." 

Dass er mit seiner HIV-Infektion 2020 an die Öffentlichkeit gegangen ist, bereut Michael nicht. Ganz im Gegenteil: "Das hat mir so viel Mut gegeben und mir gezeigt, dass man zu sich stehen soll. Nur wenn man akzeptiert, wie man ist, blüht man wirklich im Leben auf."