Einzelne Fallberichte haben schon vor einigen Wochen Betroffenen Hoffnung gemacht, denn die Vermutung lag nahe, dass das Covid-Medikament Paxlovid auch Long-Covid-Beschwerden lindern kann – wir haben hier darüber berichtet. Nun zeigt eine neue Studie, dass dieses antivirale Medikament zumindest das Risiko, die Folgeerkrankung von Covid-19 zu entwickeln, senken kann. 

Wichtig an dieser Stelle zu betonen, ist: Die wissenschaftliche Untersuchung des US-Epidemiologen Ziyad Al Aly von der Washington University in Saint Louis im Bundesstaat Missouri ist vorerst nur als Preprint ohne Begutachtung durch Fachkollegen (Peer-Review) erschienen.

Bei Paxlovid handelt es sich um einen Proteaseenzym-Hemmer mit den Wirkstoffen Nirmatrelvir/Ritonavir. Dieses Präparat kann – wenn es rechtzeitig eingenommen wird – schwere Verläufe von Covid-19 verhindern. Verschrieben wird es aber auch in Österreich nur zögerlich. Die Bestimmung der Wirksamkeit von Paxlovid ist aus methodischen Gründen mit einigen Problemen behaftet: Eindeutig in der Zulassungsstudie nachgewiesen wurde ein rund 90-prozentiger Schutz von ungeimpften Personen mit hohem Covid-19-Risiko (schwerer bzw. tödlicher Verlauf). Zu gegen Sars-CoV-2 per Impfung immunisierten Menschen gab es keine entsprechenden Daten.

Daten von über 9000 Erkrankten

Die Fachleute verwendeten Registerdaten der US-Heeresveteranen-Fürsorge. Aus deren Verzeichnissen wurden die Informationen von 9217 Covid-19-Patienten mit mindestens einem Risikofaktor (z.B. Adipositas, Diabetes etc.) für einen schweren Krankheitsverlauf entnommen. Alle waren binnen fünf Tagen nach einer bestätigten Sars-CoV-2-Infektion mit Paxlovid behandelt worden. Als Kontrollgruppe dienten die Informationen von 47.123 vergleichbaren Personen ohne Paxlovid-Therapie wegen Covid-19.

Die Ergebnisse waren statistisch signifikant und sprechen für eine medikamentöse Therapie mit der Proteasehemmer-Kombination im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion und Risikofaktoren. So schrieben die Autoren: "Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Behandlung mit Nirmatrelvir/Ritonavir mit einer geringeren Häufigkeit von Long Covid verbunden (minus 26 Prozent; Anm.). Das umfasste auch eine geringere Häufigkeit bei zehn von zwölf Langzeitkomplikationen von Covid-19 für das Herz-Kreislaufsystem (Rhythmusstörungen, ischämische Herzkrankheiten), Blutgerinnungsstörungen und andere hämatologische Probleme (Beinvenen oder Lungenthrombosen), Erschöpfungszustände, Leber- oder Nierenerkrankungen, Muskelschmerzen, kognitive Störungen oder Kurzatmigkeit."

Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 90 Tagen war auch die Mortalität (alle Ursachen) unter den mit Paxlovid Behandelten um fast die Hälfte (minus 48 Prozent) geringer. Es kam zu um 30 Prozent weniger Krankenhausaufnahmen aus jeglichem Grund. Darüber hinaus war der Effekt von Paxlovid über alle Untergruppen nach Art der Covid-19-Erkrankung und Immunstatus etwa gleich: unter Geimpften wie nicht Geimpften, Personen mit Booster-Immunisierung, erster oder weiterer Sars-CoV-2-Infektion.

Video: "Wenn Corona nicht aufhört: Leben mit Long Covid"