Gesundheitsminister Rudolf Anschober verspricht flächendeckende Antikörpertests ab Ende April - warum es diese braucht und wieso die schon vorhandenen Tests nichts taugen.

Was testen Antikörpertests?

Diese Tests suchen in der Blutprobe eines Menschen nach Antikörpern, die das Immunsystem gegen ein Virus gebildet hat. Ist das Ergebnis positiv, heißt das: Es wurden Antikörper im Blut gefunden, ist das Ergebnis negativ, wurden keine Antikörper gefunden.

Warum der breite Einsatz von Antikörpertests so wichtig ist, ist leicht erklärt: Mit ihnen lässt sich feststellen, wie viele Menschen in der Bevölkerung sich bereits mit dem Virus infiziert haben, wie hoch also die sogenannte Durchseuchungsrate ist. Da eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus auch ohne Symptome ablaufen kann, sind Antikörpertests notwendig, um verlässliche Aussagen über den Infektionsgrad in einer Bevölkerung treffen zu können.

Aber: Während ein PCR-Test, der für die Diagnose von Covid-19-Infektionen eingesetzt wird, hochspezifisch nach dem SARS-CoV-2-Virus sucht, sind Antikörpertest nicht so spezifisch.

Welche Fehleranfälligkeit gibt es bei Antikörpertests?

Es kann sein, dass es im Blut eines Menschen Antikörper gegen ein anderes Virus gibt, die aber in ihrer Struktur sehr ähnlich aussehen wie Covid-Antikörper, und der Test schlägt an – obwohl der Betroffene nie Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus hatte. Das würde ein sogenanntes falsch-positives Ergebnis bringen. Das kann zum Beispiel so passieren: Man hat vor einiger Zeit eine Erkältung, ausgelöst durch ein anderes Coronavirus, durchgemacht. Die Antikörper, die dabei gebildet wurden, sehen dem neuartigen Coronavirus ähnlich, der Test schlägt  fälschlicherweise auf diese anderen Antikörper an.

Wann entstehen Antikörper?

Bis der Körper nach einer Infektion mit einem Virus Antikörper bildet, dauert es – laut dem Virologen Lukas Weseslindtner von der Med Uni Wien sind Antikörper frühestens eine Woche nach dem Beginn der Krankheitssymptome nachweisbar.Einen Antikörpertest zu machen, wenn man gerade Husten oder Fieber bekommen hat, ist daher völlig sinnlos! Für die Diagnose einer Covid-19-Erkrankung gelten PCR-Tests als Goldstandard. Auch kann es von Mensch zu Mensch unterschiedlich lange dauern, bis Antikörper gebildet werden.

Welche Risiken birgt ein falsches Testergebnis?

Die Risiken sind immens: Erhält jemand ein falsch-positives Testergebnis und glaubt daher, immun gegen Covid-19 zu sein, wiegt er sich in falscher Sicherheit, hält sich womöglich nicht mehr an die vorgegebenen Sicherheitsvorkehrungen, besucht die Familie – und begibt sich ahnungslos in große Ansteckungsgefahr. 

Bedeutet ein positiver Antikörpertest, dass ich immun bin?

Nein! „Ein positiver Antikörpertest bedeutet nicht automatisch, dass man immun gegen Covid-19 ist“, sagt Weseslindtner. Denn: Es müsse zusätzlich getestet werden, ob und in welcher Konzentration die Antikörper überhaupt ausreichen, um das Virus zu bekämpfen. „Bis jetzt können wir über solche Tests noch keine Immunität abbilden“, sagt Weseslindtner – dafür brauche es noch mehr Forschung, um die Aussagekraft der Tests zu verbessern, das werde noch Wochen dauern.

Soll ich jetzt einen Antikörpertest machen?

Die ersten Antikörpertests für SARS-CoV-2 sind bereits verfügbar - doch Experten warnen einhellig, dass diese noch nicht die geforderte Qualität liefern. Georg Mustafa, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie: "Derzeit ist die eingeschränkte Spezifität der Antikörpertests die wesentliche Limitation für eine breite Anwendung." Aber: "Wir hoffen, dass in ein bis zwei Monaten spezifische Antikörpertests in großem Umfang verfügbar sein werden. Die österreichischen Laboratorien sind jedenfalls gut vorbereitet."

Die Aussage von Herwig Lindner, Ärztekammerpräsident und Infektiologe ist eindeutig: „Diese Antikörpertests, die derzeit am Markt sind, sind reine Geschäftemacherei! Wir raten allen davon ab.“ Auch Virologe Weseslindtner unterstreicht: „Wir empfehlen niemanden diese Tests einzusetzen, bevor nicht klar ist, wie aussagekräftig sie sind. Schließlich geht es hier um nicht weniger als Menschenleben.“ Und der Virologe unterstreicht: „Diese Tests gehören in die Hände von Experten, die wissen, wie ein Ergebnis zu beurteilen ist und welche Risiken ein falsches Ergebnis birgt.“

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