Auch nach jahrzehntelangen Bemühungen weisen derzeit rund 20 Millionen Kinder unzureichenden Impfschutz aus. Die Schutzraten mit drei Dosen Diptherie-Tetanus-Pertussis-Vakzine (DTP) und zumindest einer Dosis einer Masern-Vakzine (in Österreich: Masern-Mumps-Röteln; MMR) stagniert weltweit seit 2016 bei ungenügenden 86 Prozent. Das stellte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag fest.

"Vakzine sind unsere besten Werkzeuge, um Krankheitsausbrüche zu verhindern und die Welt sicher zu erhalten", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Sdhanom Ghebreyesus. "Während die meisten Kinder derzeit geimpft werden, bleiben noch viel zu viele zurück. Inakzeptabel ist es, dass dies oft jene Kinder sind, die das größte Risiko haben: die ärmsten, die am meisten am Rande der Gesellschaft lebenden, und jene, welche von bewaffneten Konflikten betroffen sind oder flüchten müssen. Auf sie wird ständig vergessen."

Die globalen Trends sprechen von einer Stagnation bei den Impfungen für Kinder weltweit: 1980 gab es noch rund 90 Millionen Kinder ohne entsprechendem Impfschutz. Bis in die 1990er-Jahre gelang es, ihre Zahl auf unter 40 Millionen zu bringen. Seit etwa 2010 dümpelt die Zahl der ungeimpften Kinder anhaltend bei um die 20 Millionen herum. In nur zehn Staaten der Erde leben 60 Prozent der ungeschützten Kinder: In Nigeria (drei Millionen), in Indien (2,6 Millionen), in Indonesien und Äthiopien mit jeweils rund einer Millionen. Dann folgen die Philippinen, die Demokratische Republik Kongo, Brasilien, Angola und Vietnam. Die fragilste Situation gibt es weiterhin in von Kriegen bzw. bewaffneten Konflikten betroffenen Staaten wie Afghanistan, die Zentralafrikanische Republik, Tschad - bis hin zum Jemen.

Extrem besorgniserregend ist die Situation weltweit bezüglich der Masern: Nur der Impfschutz von mindestens 95 Prozent der Kindern mit zwei Dosen der Vakzine kann die hochansteckende Erkrankung ausrotten helfen. Das ist aber in vielen Weltregionen - so auch in Europa - noch nicht der Fall. "2018 gab es fast 350.000 Masernfälle weltweit. Das ist mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu 2017. Die Situation ist von Land zu Land verschieden. In der Ukraine mit der derzeit größten Häufigkeit von Masernerkrankungen gelang es beispielsweise, zwischen 2010 und 2018 die Rate der durch die erste Masernimpfung teilweise geschützten Kinder von 56 auf 91 Prozent zu erhöhen. In Rumänien fiel dieser Prozentsatz hingegen von 95 auf 90 Prozent.

In Österreich wurden in der jüngerer Vergangenheit gerade bei den Masern wenige Fortschritte erzielt. Laut dem Gesundheitsministerium wurden bis 10. Juli dieses Jahres bereits 134 Erkrankungen registriert. 16 davon entfielen auf Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Die WHO listet in ihren neuen Daten eine Durchimpfungsrate der Kinder mit der ersten MMR-Impfung von im vergangenen Jahr 95 Prozent auf. 2017 waren es 96 Prozent gewesen, 2016 95 Prozent. 2009 war man allerdings erst bei 76 gelegen. Für die zweite MMR-Impfung sieht es weiterhin deutlich schlechter aus: 2018 lag die Impfquote bei 84 Prozent, ebenso 2017 - 2016 waren es 89 Prozent gewesen.

Freilich, im Vergleich zu 2009 (64 Prozent) konnte in den vergangenen Jahren doch ein deutlicher Anstieg erzielt werden.