Während 5G in der Welt der Technik ob schnellerer Geschwindigkeiten und kürzerer Reaktionszeiten Euphorie auslöst, melden sich aus Wissenschaft und Medizin kritische Stimmen. In einem offenen Brief an die EU-Kommission formulierten 180 Forscher und Ärzte ihre Bedenken zum 5G-Ausbau: Die Entwicklung solle gestoppt werden, bis potenzielle Risiken für die Gesundheit umfassend erforscht wurden. Die EU widerspreche mit einer Ausrollung ohne vorherige Untersuchungen dem Vorsorgeprinzip.

Beirat Funk gibt Entwarnung

„Jetzt, am Beginn dieser Entwicklung, müssen wir uns keine gesundheitlichen Sorgen machen“, hält Norbert Vana dagegen. Er ist Leiter des Wissenschaftlichen Beirats Funk, die österreichische Instanz für die Bewertung der Studienlage rund um Mobilfunk und Gesundheit.

Der Schritt von 2,6 Gigahertz (LTE) zu 3,8 Gigahertz (5G-Frequenzen, die nun versteigert wurden) mache keinen großen Unterschied. Keinerlei Wissen gebe es aber über die gesundheitlichen Auswirkungen von höheren Frequenzen (bis 10 Gigahertz), die bald für die neue Technologie verwendet werden könnten. „Dann wird es neue Grenzwerte brauchen, an denen die WHO aber bereits arbeitet“, sagt Vana – und erklärt: Je höher die Frequenz, desto weniger tief dringen Strahlen ins Gewebe ein. Bei den neuen Frequenzen gelange die Strahlung weniger als einen Zentimeter tief in den Körper, belastete Organe wären also Haut und Augen.

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien, hingegen sieht die Entwicklung kritisch: „Wir haben keine einzige Untersuchung dazu, wie sich diese Art von Mobilfunkwellen biologisch auswirkt.“

Laut Hutter sei keine Panik angesagt, man könnte den gesundheitlichen Aspekt aber auch nicht ausblenden. Da hochfrequente Strahlung nur geringe Reichweiten hat, werde es viel mehr Antennen im öffentlichen Raum brauchen – wie sich das auswirken werde, sei völlig unklar. „Der Umgang mit der Technologie wird beherrscht von wirtschaftlichen Überlegungen, aber sicher nicht von gesundheitlichen“, kritisiert Hutter.

Dieser völlige Mangel an wissenschaftlichen Fakten sei es auch, der das Feld für Panikmache und Verschwörungstheorien öffne.