Schniefende Nasen und bellender Husten sind der Soundtrack der Erkältungssaison - und Fieber ist die unangenehmste Begleiterscheinung, wenn krankmachende Viren im Körper ihr Unwesen treiben. Vor allem Kinder haben oft Fieber, für Eltern stellt sich dann die Frage: Wann ist die Temperatur zu hoch, wann muss ich zum Arzt? Die Antwort darauf hat Kinderarzt Bert Nagel.

"Prinzipiell ist Fieber eine normale Reaktion des Körpers auf eine Infektion", sagt Nagel. Und eine sehr wichtige, denn die Krankheitserreger, die meist Viren sind, überleben die höheren Temperaturen nicht. Der Anstieg der Körpertemperatur, der sich als Fieber darstellt, ist damit ein zentraler Mechanismus des Körpers, um mit den Krankmachern fertigzuwerden. "Deshalb ist es auch gut, höhere Temperaturen zuzulassen", sagt Nagel.

Von Fieber spricht man bei Kindern ab einer Temperatur von 38 Grad: Die Körpertemperatur kann bei Kindern stark variieren, abhängig von Tageszeit, Aktivität oder Bekleidung - daher gilt die Spanne von 36 bis 37,8 Grad als "Normaltemperatur". Außerdem haben Kinder an sich eine höhere Körpertemperatur - und fiebern daher schneller als Erwachsene. Wird aber eine Körpertemperatur von 38 Grad gemessen, spricht man bei Säuglingen und Kindern von Fieber - die Messung sollte bei Säuglingen übrigens rektal, also im Popo, stattfinden.

"Im ersten Lebensjahr ist die rektale Messung die genaueste Methode", sagt Nagel. Später könne man dann auf ein Ohrthermometer umsteigen. Die Messung in der Achsel sei auch möglich, aber: "Man muss mindestens ein halbes Grad dazuzählen", sagt Nagel. Außerdem dauert diese Messung länger, was bei kleinen Kindern problematisch sein kann.

Zwei Grundregeln

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Wann muss man mit fiebernden Kindern den Arzt aufsuchen? Nagel definiert zwei Grundregeln:

  • Wenn Säuglinge unter drei Monaten Fieber haben, sollte man immer zum Arzt, da eine gefährliche Infektion der Auslöser sein kann.
  • Bei älteren Kindern gilt: Man sollte den Arzt aufsuchen, wenn die Temperatur anhaltend über 39 Grad steigt, das Fieber nicht auf fiebersenkende Mittel anspricht oder der Allgemeinzustand des Kindes schlecht ist. Die Anzeichen dafür: Das Kind isst oder trinkt kaum, es ist kaum aktiv und schreit viel.

"Prinzipiell gilt: Wenn Eltern das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, sollten sie immer den Arzt aufsuchen, egal, welche Temperatur das Kind hat", sagt Nagel.

Kein Aspirin!

Fieber ist wichtig, doch es kann dem Kind auch zu schaffen machen. Ab einer Temperatur von 38,5 bis 39 Grad können laut Nagel fiebersenkende Medikamente gegeben werden - jedoch Finger weg von Aspirin und salicylhaltigen Medikamenten, sie könnten bei Kindern das gefährliche Reye-Syndrom (führt zu Hirn- und Leberschäden) auslösen.

Bis zu 39 Grad Fieber könnte man mit Hausmitteln wie Wadenwickeln versuchen, das Fieber zu senken. Außerdem sollten fiebernde Kinder nicht zu warm angezogen werden und viel trinken, rät Nagel.