Nachdem er mit zwei Kollegen am Sonntag geholfen hatte, vor dem Grazer Derby einen Mann nach einem Herzstillstand zu reanimieren, sagte Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Jeder sollte den Mut haben, erste Hilfe zu leisten.“ Dieser Aussage pflichtet auch Rotkreuz-Chefarzt Berthold Petutschnigg bei – und zwar auch dann, wenn man nicht wie Kornhäusl im Brotberuf Arzt ist. „Erste Hilfe ist immer eine Frage des Wollens“, erklärt Petutschnigg. „Sie können dabei nichts falsch machen.“

Doch wie reagiert man im Ernstfall? Was ist zu tun, wenn neben einem ein Mensch zusammenbricht und reglos liegen bleibt? Der Ersthelfer kann dafür sorgen, dass der Patient das Eintreffen der Einsatzkräfte erlebt, so Petutschnigg. Zu warten, bis die Einsatzkräfte mit lebensrettenden Maßnahmen beginnen, würde zu lange dauern. „Wichtig für das Überleben ist die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Drei bis fünf Minuten nach dem Kreislaufstillstand treten Schäden am Gehirn auf“, weiß Petutschnigg. Weil das Blut nicht mehr durch den Körper gepumpt wird, haben diese Menschen ohne Ersthelfer also praktisch keine Überlebenschance. Es gilt also, die Zeit bis der Rettungswagen eintrifft, zu überbrücken.

Herzdruckmassage: Drücken, drücken, drücken

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Der Notruf 144 ist sofort zu verständigen. „Jeder reglose Patient, der nicht mehr atmet, muss reanimiert werden. Atmet der Patient noch, sollte man ihn in die stabile Seitenlage bringen“, erklärt Petutschnigg. Bei der Reanimation – mit der man so schnell wie möglich beginnen sollte – ist die Herzdruckmassage das wichtigste Element. Oder anders gesagt: Drücken, drücken, drücken. „Drücken Sie dazu kräftig und schnell in die Mitte des Brustkorbs: rund 100-mal pro Minute“, weiß der Experte. Der Song „Stayin’ alive“ von den Bee Gees ist in Bezug auf die Frequenz hier ein guter Anhaltspunkt, aber „auch der Radetzkymarsch“, sagt Petutschnigg.

Im Verhältnis 30:2 sollte die Beatmung durchgeführt werden, „aber wesentlich ist die Herzdruckmassage, denn sie sorgt dafür, dass das Gehirn durchblutet wird.“ Ist ein Defibrillator zur Hand, sollte man diesen so früh wie möglich einsetzen. „Auch hier kann man nichts falsch machen“, sagt Petutschnigg. „Alle Handgriffe werden vom Gerät angeleitet, es überprüft das Herzsignal und schockt nur dann, wenn es notwendig ist.“

Bernhard Petutschnigg, Chefarzt des Roten Kreuz Steiermark
Bernhard Petutschnigg, Chefarzt des Roten Kreuz Steiermark © RK/Arno Friebes

Erste-Hilfe-Kurs auffrischen

All diese Handgriffe lernt man in einem Erste-Hilfe-Kurs, im Rahmen des Führerscheins muss diesen jeder absolvieren. Für viele ist dieser Kurs aber schon das eine oder andere Jahr her. „Erste Hilfe sollte man trainieren, damit man sich im Ernstfall sicher fühlt“, rät Petutschnigg. Spätestens alle zwei Jahre sollte man den Kurs auffrischen, das ist beim Roten Kreuz, aber auch bei vielen anderen Einsatzorganisationen möglich. „Man kann ja auch einen solchen Kurs zum Geburtstag verschenken“, sagt Petutschnigg.