Die Frage

Meine beste Freundin und ich haben beide Kinder (6 Jahre alt). Sie haben sich immer gut verstanden – nun hatten sie aber einen Streit und wollen nicht mehr miteinander spielen. Wir würden uns aber gerne weiter treffen – was sollen wir tun?

Die Antwort unserer Expertinnen und Experten

  • Denise Schiffrer-Barac, Kinder- und Jugendanwältin: Mit sechs Jahren sind Kinder schon sehr gut in der Lage, ihre Bedürfnisse zu äußern, und diese stimmen nicht immer mit jenen anderer Kinder überein. Hier gibt es eine Chance, die Freundschaft zu vertiefen, indem gemeinsam eine Herausforderung bewältigt wird. Damit wachsen soziale Kompetenzen. Wichtig ist die Beachtung der Grenzen: Vielleicht möchten sich die beiden eine Zeit lang nicht sehen. Freundschaften sollten sich Kinder selbst aussuchen können.

  • Johannes Achammer, Kinder-, Jugend- und Familienpsychologe: Wenn Kinder streiten, ist es wichtig, ihnen vorzuleben, wie man selbst mit Konflikten umgeht. Junge Menschen können aus solchen Situationen lernen, dass jedes Gewitter auch etwas Reinigendes an sich hat. War es ein schlimmer Streit, kann man die gemeinsamen Treffen auch einmal aussetzen oder sich ohne Kinder treffen. Der Gedanke: "Wir können uns immer treffen, weil unsere Kinder spielen ja eh miteinander und sind somit beschäftigt", ist ein egoistischer.

  • Manu Christl, Psychotherapeutin i.A.u.S., Lebens- und Sozialberaterin: Streit gehört zum Leben dazu – bei Kindern wie bei Erwachsenen. Ich würde die Treffen mit der Freundin nicht davon abhängig machen, ob die Kinder gerade einen Konflikt haben oder nicht. Man kann auch jedem der beiden etwas Eigenes zur Beschäftigung mitnehmen – es ist ja nicht unbedingt nötig, dass sie miteinander spielen. Wenn es eine wirklich schlimme Auseinandersetzung war, ist es wichtig, sich gemeinsam mit den Kindern hinzusetzen, das zu besprechen und vorzuleben, wie Konfliktlösung funktioniert. Da sollte man ein Vorbild sein.