In den letzten Tagen wurden in Österreich wieder Kinder von Hunden gebissen und so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Insgesamt kommt es hierzulande laut dem Verein „Große schützen Kleine“ zu rund 800 solcher Fälle pro Jahr.

In einer weiteren Studie untersuchten Holger Till, Präsident des Vereins und Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins die 296 Unfallhergänge aus den Jahren zwischen 2014 und 2018. Etwa drei Viertel dieser Unfälle waren Hundebisse, der Rest Verletzungen, weil Kinder vom Hund umgeworfen wurden oder über die Leiter gestolpert sind.

Besonders auffällig: In nur 23 Prozent der Fälle, war es der eigene Hund, der zugebissen hat. Fast jeder zweite Biss wurde durch einen „bekannten“ Hund, also zumeist durch den Hund von Großeltern, Onkeln und Tanten oder Nachbarn, verursacht. Dabei waren die betroffenen Kinder auch durchschnittlich die jüngsten und schwerer verletzt. Zumeist wurden die Kinder beim Spielen mit dem Hund gebissen, gefolgt vom Vorbeilaufen oder -krabbeln und Streicheln. Nur bei einem Viertel der Vorfälle war ein dem Kind gänzlich fremder Hund beteiligt.

„Das bedeutet, dass im erweiterten familiären Umfeld großer Aufholbedarf beim Wissen über die Thematik Hund-Kind gegeben ist“, gibt Spitzer zu bedenken. Auch das „Social Distancing“ durch Corona bewirkt natürlich, dass sich Kind und Hund oft länger nicht sehen, weshalb eine allzu stürmische Annäherung umso dringlicher vermieden werden sollte.

In 82 Prozent der Fälle war der Hund bereits vor der Geburt des betroffenen Kindes in der Familie. Das Kind war zu diesem Zeitpunkt also das jüngste „Rudelmitglied“. „Daraus kann man ableiten, dass man mit der Anschaffung eines Hundes idealerweise warten soll bis das jüngste Kind das Schulalter erreicht hat“, so Spitzer.

Betrachtet man die Hunderassen, so zeigt sich, dass der Mischling, der Schäferhund und der Golden Retriever an vorderster Stelle der beißenden Hunde zu finden sind. Grundsätzlich ist man aber natürlich bei keiner Hunderasse vor einem Biss gefeit.

Erst ab dem Schulalter sind Kinder in der Lage gewisse Schutzmaßnahmen vor Hundebissen umzusetzen. Die richtige Einschätzung des Hundes und seiner Körpersprache im Sinne eines Warnsignals ist erst ab frühestens acht Jahren möglich. Bei Klein- und Kindergartenkindern liegt es also komplett an den Erwachsenen, das Kind zu schützen. Gerade jüngere Kinder sehen den Hund zudem oftmals als „Kuscheltier“. Diese falsche Einschätzung wird durch Filme mit vermenschlichten, sprechenden Hunden noch verstärkt.

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