Auf den Straßenplatten des Spielwarenherstellers Lego haben schon Generationen von Kindern mit Autos, Rettungswägen und Baufahrzeugen gespielt. Auch Marcel Steeman und sein Sohn. "Dabei ist uns aufgefallen, dass es zwar Lego-Fahrräder gibt, aber keinen Platz für sie auf den Straßen. Als Niederländer ist man es aber gewohnt, Radwege zu haben", sagte der Jurist und Provinzpolitiker (D66) zur APA.

Steeman begann darum mit Hilfe von Photoshop Vorschläge zu kreieren, wie Lego-Straßen idealerweise aussehen könnten. "Es wäre ja fein, wenn die Straßen das wünschenswerte Leben in einer Stadt widerspiegeln - mit reichlich Platz für Radfahrer und Kreuzungen, wo sie und Fußgänger Vorrang haben." Gemeinsam mit Marco te Brömmelstroet, einem gut vernetzten Professor für Stadtplanung an der Universität Amsterdam, will er den Spielwarenkonzern nun überzeugen, Lego-Figuren am Rad mehr Platz einzuräumen.

Braucht 10.000 Unterstützer

Dazu geht Steeman einen ungewöhnlichen Weg. Er hat bereits zwei Mal Vorschläge an "Lego Ideas" geschickt - ein Programm, wo jedermann Lego-Produktideen einreichen kann, die im Idealfall tatsächlich realisiert werden. Dazu ist freilich Geduld nötig: So braucht es am Ende mindestens 10.000 Unterstützer, damit sich die Produktmanager des dänischen Unternehmens mit der Idee befassen.

Bereits abgelehnt

Allerdings lehnte Lego beide Male bereits die Zulassung von Steemans Ideen ab. Sie entsprachen nicht den strengen Richtlinien des Spielzeugherstellers. "Ein Problem ist, dass bei Lego ein Produkt weltweit funktionieren soll. Die Verkehrsregeln sind aber nicht überall gleich." In manchen Ländern herrsche Linksverkehr, in anderen - siehe Dänemark - sind die Radwege blau. Zugleich dürfte das Unternehmen die Vorschläge auch als politisch oder ideologisch motiviert bewertet haben - ebenfalls ein Verstoß gegen die Vorgaben.

"Was Lego jetzt macht, ist aber auch nicht wertfrei und eine Ideologie", sagt dazu Wissenschafter Marco te Brömmelstroet. "Es ist auch faszinierend, wie sich das Stadtbild bei Lego über die Jahre verändert hat. Früher waren die Lego-Straßen schmäler als heute. Und es gab auch schon einmal Gehsteige oder Radstreifen." Diese seien aber wieder verdrängt worden, weil die Lego-Autos größer geworden sind. "Das steht ziemlich sinnbildlich für das, was in unseren Städten passiert."

Vorstellungskraft eingeschränkt

Kinder würden ihr Bild von Städten mit Hilfe von Spielsachen wie von Lego entwickeln. "Ihre Vorstellungskraft wird dabei durch Straßen, die nur Platz für Autos haben, ziemlich eingeschränkt. Straßen sind aber öffentlicher Raum, der allen gehört, nicht nur den Autos." Brömmelstroet, der in Sozialen Medien schon zahlreiche Unterstützer für die Initiative gefunden hat, will Steemans Plan noch weiterdenken. "Die Idee einer Stadt, wo Radfahrer, Autofahrer oder Fußgänger auf getrennten Spuren unterwegs sind, gilt heute eigentlich als überholt." Vielmehr könnte der Konzern auch Konzepte wie Shared Space promoten - oder leere Platten produzieren, auf die jeder bauen kann, was er möchte. "Das kann ja dann durchaus auch einmal eine Straße sein."

Will grünes Image

Der rad-affine Steeman ist zuversichtlich, beim Spielwarenhersteller irgendwann auf offene Ohren zu stoßen. "Der Konzern ist um ein grünes Image bemüht. Er hat vor einigen Jahren die Partnerschaft mit Shell beendet und sucht heute nach einem Ersatzstoff für Plastik. Da würde meine Idee gut dazu passen."