Der deutsche TÜV-Verband hat eine Sonderauswertung des jährlichen TÜV-Reports vorgenommen und dabei das Hauptaugenmerk auf vier der meistverkauften Elektroautos gelegt: Modelle BMW i3, Nissan Leaf (ZE1, aktuelles Modell seit 2017), Renault Zoe und das Tesla Model 3. Als Grundlage dafür dienen die Auswertungen der ersten Hauptuntersuchungen, dem deutschen Äquivalent der österreichischen §57a-Überprüfung.

"Mit den steigenden Absatzzahlen der vergangenen Jahre fahren immer mehr Elektrofahrzeuge bei den TÜV-Prüfstellen vor. Das ermöglicht uns eine Bewertung der technischen Sicherheit ausgewählter E-Autos", sagt Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands.

Mängel bei Bremsen und am Fahrwerk

Auffällig: "Mängel an den Bremsen treten bei allen untersuchten E-Autos überdurchschnittlich häufig auf", sagt Bühler. Ein Grund dafür ist die Rekuperation, mit der bei E-Autos Bremsenergie zurückgewonnen wird. Sie entlastet die Bremsen, was in Abhängigkeit von der Fahrweise zum "Einschlafen der Bremsbeläge" (Absenkung des Reibwertes) führen kann. "E-Auto-Fahrende sollten regelmäßig kräftig bremsen, um die Bremsbeläge wieder zu regenerieren und damit die volle Bremsleistung zu erhalten", rät Bühler.

Ebenfalls zeichnen sich bei manchen Kandidaten überdurchschnittlich viele Mängel am Fahrwerk ab: "Viele Elektrofahrzeuge sind wegen der Batterie schwerer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Das stellt häufig eine besondere Belastung für die Achsaufhängungen dar", sagt Bühler. Keine besonderen Probleme haben selbst ältere E-Autos mit dem Thema Rost.

So schnitten die Kandidaten im Detail ab

  • Mit dem Renault Zoe hat es erstmals ein E-Auto dank ausreichend hoher Stückzahlen in den regulären "TÜV-Report 2023" geschafft, die Ergebnisse von 9,6 Millionen Hauptuntersuchungen flossen ein. In der Klasse der zwei bis drei Jahre alten Fahrzeuge fielen 5,3 Prozent mit "erheblichen Mängeln" durch die TÜV-Prüfung und müssen nach der Reparatur erneut vorgeführt werden. Damit liegt die Quote des Zoe exakt im Durchschnitt aller 130 in dieser Altersklasse geprüften Pkw. Die größten Mängel des Zoe liegen bei der vorderen Achsaufhängung: Insbesondere Querlenker sowie Spur- und Koppelstangen sind auffällig. Häufiger als im Durchschnitt wird auch die Funktion der Fußbremse beanstandet.
  • Besser als der Durchschnitt bilanziert der Nissan Leaf mit einer Mängelquote von 4,3 Prozent. Bei dem Japaner sind das Abblendlicht und die Bremsscheiben auffällig. Mit dem Ergebnis reiht sich der Leaf bei den zwei- bis dreijährigen Fahrzeugen im oberen Drittel des Rankings ein.
  • Im unteren Drittel landet dagegen der BMW i3 mit einer Durchfallquote von 5,9 Prozent. Wie beim Leaf sind es beim i3 das Abblendlicht und die Bremsscheiben, die von den Prüfern überdurchschnittlich häufig beanstandet werden.
  • Am schlechtesten unter den vier E-Autos schneidet das Model 3 von Tesla ab: 8,9 Prozent der geprüften Fahrzeuge fallen bei der ersten Hauptuntersuchung durch. Damit lägen im Ranking dieser Altersklasse nur noch vier Autos hinter dem Tesla, darunter der Dacia Logan, Dacia Dokker und VW Sharan. Neben der Beleuchtung mit Defekten am Abblendlicht und an den Nebelscheinwerfern haben auch die Bremsscheiben des Models 3 häufiger Mängel als der Durchschnitt aller untersuchten Fahrzeuge. Das Gleiche gilt für die Achsaufhängung.