Etwa 21 Prozent der Berufstätigen in Europa haben in irgendeiner Weise Schichtarbeit. Erstmals haben jetzt Wissenschaftler eine Korrelation zwischen Nachtschichten und dem Auftreten von Vorhofflimmern des Herzens gezeigt. Das Risiko steigt um bis zu 18 Prozent, das von koronaren Herzleiden um bis zu 35 Prozent, zeigt eine Studie im European Heart Journal (Europäische Gesellschaft für Kardiologie; ESC).

Yingli Lu (JiaoTong Universität/Shanghai) und Lu Qi (Tulane Universität in New Orleans/USA) haben die Daten von 283.657 Personen aus der offiziellen britischen "UK Biobank" mit einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren ausgewertet. 283.657 dieser Menschen hatten zu Beobachtungsbeginn kein Vorhofflimmern, 276.009 noch keinen Schlaganfall oder eine chronische Herzschwäche. Das Durchschnittsalter lag um 53 Jahre. Knapp 47 Prozent waren Männer. 71,4 Prozent der Personen ohne Nachtschichtarbeit schliefen täglich sieben bis acht Stunden, hingegen nur 64,9 Prozent der Menschen mit Nachtarbeit. Der Anteil der aktuellen oder ehemaligen Raucher war unter den Personen mit Nachtarbeit höher (aktuell: 9,8 Prozent ohne Nachtarbeit, 14 Prozent bei Nachtschichten). Bei den Probanden handelte es sich sowohl um unselbstständig als auch um selbstständig Berufstätige.

Starke Korrelation

Ohne eine ursächliche Wirkung belegen zu können, zeigt die Studie zumindest eine starke Korrelation zwischen Nachtschichten und Herzleiden. "Unter den Teilnehmern mit aktuell zu machenden Nachtschichten oder mehr als zehn Jahre solcher Arbeit bzw. im bisherigen Arbeitsleben drei bis acht absolvierten Nachtschichten innerhalb eines Monats lag das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (z.B. Herzinfarkt) um 22 Prozent, um 37 Prozent bzw. um 35 Prozent höher", schrieb das European Heart Journal.

Das Risiko für Vorhofflimmern erhöhte sich bei aktuell regelmäßig gemachten Nachtschichten um zwölf Prozent im Vergleich zu Personen mit Dienst- bzw. Arbeitszeiten ausschließlich am Tag. Nach zehn Jahren Nachtschichten erhöhte sich diese Gefährdung um 18 Prozent.  In der westlichen Hemisphäre dürften rund zwei bis drei Prozent der Menschen an Vorhofflimmern leiden. Etwa ein Drittel aller Schlaganfälle sind durch Vorhofflimmern bedingt, weil sich Blutgerinnsel bilden können, die ins Gehirn gelangen. Bei dieser häufigsten Form von Herzrhythmusstörungen geraten die Vorhöfe des Herzens in unkontrolliertes Flattern. Die Folge ist oft die Bildung von Blutgerinnseln, die ins Gehirn schießen können und dort Schlaganfälle auslösen.

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Nachtschichten dürften laut der neuen Studie besonders bei Frauen häufiger mit Vorhofflimmern in Verbindung stehen: Bei ihnen stieg das Risiko im Vergleich zu reiner Tagesarbeit um 64 Prozent. Ein Positivum: Ausdauersport reduziert mit zunehmender Intensität auch die Herzgefahr bei Schichtarbeit.