Es schlägt unablässig für uns: etwa 70 Mal pro Minute, 2400 Mal pro Stunde, 2,6 Milliarden Mal in einem 70-jährigen Leben. Das Herz ist unser Motor, der ohne Pause für uns läuft. Doch was tun wir für das Herz? Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache der Österreicher – und das, obwohl sich in den letzten 30 Jahren viel getan hat. Seit den 1970er-Jahren ist die Sterblichkeit durch Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. um rund 60 Prozent gesunken.

Zu verdanken ist das vor allem der besseren Behandlung von Risikofaktoren: Zu hohes Cholesterin und Bluthochdruck können heute gut kontrolliert werden. Gleichzeitig gibt es aber eine „Gegenbewegung“: Das zunehmende Übergewicht und der damit verbundene Diabetes (Zuckerkrankheit) wirken den Erfolgen in der Therapie entgegen – und sorgen dafür, dass Herz-Kreislauferkrankungen weiterhin die größten Killer bleiben.

250.000 Betroffene

Eine meist unbekannte Gefahr für unseren Motor ist das Vorhofflimmern, wie Experten nun aufzeigten: Rund 250.000 Österreicher dürften an einem nicht erkannten und nicht behandelten Vorhofflimmern leiden. Das Fatale daran: Diese häufigste Form der Herzrhythmusstörung geht mit einem zehnfach erhöhten Risiko für schwere Schlaganfälle einher.

Beim Vorhofflimmern geraten die Vorhöfe des Herzens in unkontrolliertes Flattern. Dadurch können sich Blutgerinnsel bilden, die ins Gehirn gelangen und dort Schlaganfälle auslösen können. Während manche Betroffene das unrhythmische Schlagen spüren, merken andere nichts von diesem Leiden.

Daher rufen Experten zu einem „Selbst-Screening“ auf: „Ab dem 65. Lebensjahr sollte man regelmäßig seinen Puls am Handgelenk oder an der Halsschlagader fühlen“, sagt Helmut Pürerfellner, Experte für Herzrhythmusstörungen. Auch beim Blutdruckmessen könnte ein unregelmäßiger Herzschlag auffallen: „Wenn die Pulswerte stark schwanken, ist etwas nicht in Ordnung“, sagt Pürerfellner. Es gilt: den Arzt aufsuchen und ein EKG machen lassen. „Wir können Betroffene nur schützen, wenn wir sie entdecken“, sagt Experte Gerd Hindricks aus Leipzig, der den Jahreskongress der Rhythmologen in Wien leitet.

Therapie mit Blutverdünnern

Ein Vorhofflimmern kann medikamentöse behandelt werden, mit blutverdünnenden Medikamenten. „Hier stehen uns neue Mittel zur Verfügung, die die Einstellung viel leichter machen“, sagt Kardiologin Andrea Podczeck-Schweighofer. Gleichzeitig stehen diese neuen Gerinnungshemmer auch in der Kritik: In den USA gab es eine Klagewelle gegen das Medikament Xarelto wegen möglicher Nebenwirkungen. „Natürlich ist das ein Eingriff in das Gerinnungssystem des Körpers und das Risiko für Blutungen besteht“, sagt Podczeck-Schweighofer. Die Gefahr eines Schlaganfalls oder einer Embolie sei aber um ein Vielfaches höher als die einer schweren Nebenwirkung.

Vorhofflimmern nimmt Patienten ein Viertel ihrer Leistungskraft – das bedeutet körperliche und kognitive Einschränkungen. Für Patienten, denen mit Medikamenten nicht ausreichend geholfen werden kann und die sehr leiden, gibt es die Möglichkeit einer Katheterbehandlung (Ablation). „Das ist ein komplexer Eingriff, der nur an speziellen Zentren mit viel Erfahrung gemacht werden sollte“, sagt Hindricks. Prinzipiell gilt für diese Behandlung aber: „Wenn der Patient nicht erheblich beeinträchtigt ist, sollte man damit sehr zurückhaltend sein“, sagt Hindricks.