Die Ärztekammer hat am Dienstag ihre Warnung vor einem Ärztemangel mit Zahlen der offiziellen Ärztestatistik bekräftigt. Präsident Thomas Szekeres forderte in einer Pressekonferenz als Konsequenz zusätzlich 1300 Kassenstellen österreichweit und 300 unmittelbar für Wien.

Dass Wien mit dem zwischen der Stadt und der Wiener Gebietskrankenkasse vereinbarten "regionalen Strukturplan" bis 2025 insgesamt 393 neue Ärzte, davon mindestens 245 im niedergelassenen Bereich, zusätzlich bekommen soll, findet Szekeres einen "guten Ansatz". Man habe erkannt, dass Wien in einer besonderen Situation sei und mehr Ärzte brauche, zeigte sich Szekeres, der auch Wiener Ärztekammerpräsident ist, zufrieden. Gleichzeitig mahnte er aber auch, dass diese zusätzlichen Stellen auch finanziert werden müssen.

Die von der Regierung versprochenen Patienten-Milliarde wünscht sich Szekeres sofort und aus dem Budget finanziert. Er befürchtet nämlich, dass sie nicht aus den erhofften Einsparungen durch die Fusion der Krankenkassen kommen kann, weil diese zunächst mehr Geld kosten werde. Von der Politik fordert der Ärztekammer-Präsident außerdem, das Sozialversicherungssystem so zu finanzieren, dass eine flächendeckende Versorgung auch am Land gewährleistet und der Hausarzt nicht gefährdet werde.

Die Ärztestatistik im Detail

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Laut der präsentierten Ärztestatistik waren mit Ende Dezember 2018 46.337 Ärzte registriert - auf Vollzeitäquivalente umgerechnet 39.110. Davon sind 23.246 Fachärzte, 14.805 Allgemeinmediziner und 8085 Turnusärzte. Seit rund zehn Jahren gibt es mehr Wahl- als Kassenärzte. Ende Dezember arbeiteten in Österreich 7099 Ärzte mit einem Vertrag einer Gebietskrankenkasse und zusätzlich 1089 Mediziner mit einem Vertrag kleinerer Kassen oder Krankenfürsorgeanstalten (KFA). Die Zahl der Wahlärzte hat sich seit dem Jahr 2000 auf 10.099 mehr als verdoppelt, wobei mehr als 7000 davon Fachärzte sind. Dazu kommt, dass mit Stand Ende 2018 österreichweit 129 Kassenstellen unbesetzt waren - 68 Allgemeinmediziner und 61 Fachärzte.

Szekeres beklagte, dass die Wartezeiten bei den Kassenärzten immer länger würden. Patienten, die es sich leisten können, weichen immer häufiger zu Wahlärzten aus, viele könnte es sich aber nicht leisten, warnte der Präsident. Dass Österreich laut OECD-Statistik mit 5,25 Ärzten je 1000 Einwohner nach Griechenland die zweithöchste Ärztedichte hat, ließ Szekeres nicht gelten. Wenn man die in Österreich mitgezählten Turnusärzte herausrechne, liege der Wert nur noch bei 4,34. Außerdem würden die Ärzte in Teilzeitbeschäftigung nicht mitgerechnet, auf Vollzeitäquivalente umgerechnet liege Österreich im Mittelfeld.

Altersstruktur verschärft Mangel

Verschärft wird die Situation durch die Altersstruktur der Ärzte. Der Anteil der über 55-Jährigen ist bereits auf 29,7 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass mehr als 14.500 Ärzte in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen werden, wenn sie bis 65 arbeiten. Nicht berücksichtigt ist dabei, dass Frauen typischerweise früher in Pension gehen. Szekeres machte auch darauf aufmerksam, dass gleichzeitig nicht genug junge Ärzte nachkommen. Nur sechs von zehn Absolventen beginnen auch tatsächlich in Österreich als Ärzte zu arbeiten. Das liegt nach Ansicht des Präsident an den Rahmenbedingungen, wenn mehr Absolventen in Österreich bleiben würden, müsste die Studentenzahl nicht erhöht werden.

Unter allen Ärzten sind die Männer (24.275 gegenüber 22.062 Frauen) zwar noch in der Mehrheit. Bei den Allgemeinmedizinern (8661 zu 6144) und bei den Turnusärzten (4393 zu 3692) sind die Frauen hingegen schon in der Mehrheit. Szekeres betonte dazu, dass man die Versorgungswirksamkeit nicht nur an der Kopfzahl der Ärzte festmachen könne, weil es viele Teilzeitkräfte gebe. Er forderte bessere Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Frauen mit Kassenvertrag sollten etwa leichter in Karenz gehen können. Außerdem wünscht sich Szekeres, dass sich zwei Ärzte auch einen Kassenvertrag teilen können.

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