Straßenseitig ist alles beim Alten geblieben: Hier zeigt sich nur die Giebelseite eines kleinen, gemauerten Häuschens mit Pietà in einer Nische unter dem Dach, daneben ein blaues Tor im gemauerten Bogen. Dahinter streckt sich das Gebäude in ein langes, schmales Grundstück hinein, das von einer querstehenden Scheune begrenzt wird, durch die es direkt ins sogenannte Hintaus(gassl) geht, das einst als Zufahrt für die Fuhrwerke gedacht war.

So sah das Haus vor dem Umbau aus.
So sah das Haus vor dem Umbau aus. © KK

Als Lore Tálos das rund 160 Jahre alte Haus in St. Margarethen vor bald 40 Jahren gemeinsam mit ihrem damaligen Gatten als Wochenendhaus erwarb, war es eher abbruchreif als bewohnbar. In den folgenden Jahren steckte die Familie allerdings jede Menge Herzblut, Arbeit und Geld in die Sanierung des Hauses, das letztlich neben der Küche gleich im Entree noch drei Wohnräume im Parterre und ein Kinderzimmer auf dem Dachboden bot.

So weit, so wohnlich und eigentlich perfekt, auch als Dauerwohnsitz, den sich Tálos vor zehn Jahren hier einrichtete. Als sie sich 2015 gemeinsam mit ihrem neuen Lebenspartner Hannes Steinmann Gedanken über eine sinnvolle Veranlagung der eigenen Ersparnisse machte, fiel aber doch rasch die Entscheidung, ins eigene Haus zu investieren, um es tatsächlich altersgerecht und für alle Fälle barrierefrei zu machen. Einerseits wollte man das Dach verändern, um im Obergeschoß an Raumhöhe zu gewinnen, andererseits sollte die extrem steile Stiege in den Dachboden durch eine gefahrlos begehbare ersetzt und zumindest der Schacht für einen Lift ins Obergeschoß vorbereitet werden. Das bevorzugte Baumaterial der Bewohner: Holz. Die Wunschplanerin für den Umbau war die Wiener Architektin Gabu Heindl, die das Projekt schließlich in Kooperation mit der Architektin Heidi Pretterhofer anging. „Wenn wir etwas machen, war klar, dass das nur in der Vertikale geht. Wir wollten aber nicht noch ein Geschoß aufsetzen. Die Dachlandschaft im Ort ist schließlich sehr prägnant. Wir haben also eine Neuinterpretation des Daches versucht, die die alte Logik beibehält“, erklärt Pretterhofer das neue „gefaltete Dach“, das jetzt zu 50 Prozent das alte Satteldach ersetzt und den Bewohnern die gewünschte Raumhöhe im Obergeschoß garantiert. Optisch erinnert die Konstruktion mit ihrem Aufheben von Dreiecken durchaus an Origami. Direkt an der Grundstücksgrenze nach Norden hin behält das neue Blechdach allerdings die alte Neigung (und eine Ziegeldeckung) bei, um dem Nachbarn einen vertrauten Anblick zu bieten. „Es ging uns darum, aus dem Inneren heraus mehr Raum zu schaffen. Licht von allen Seiten zu bekommen und brauchbare Durchgangshöhen zu schaffen, das war wichtiger als die äußere Formidee“, sagt Pretterhofer. Die Grundfläche des Hauses ist dabei gleich geblieben, nur eine neue Stiege ins Obergeschoß kam außen dazu. Ein Liftschacht ist vorbereitet. Im neuen Holzzubau hat im Parterre auch noch ein neues Bad Platz.

Der Dachboden vor dem Umbau.
Der Dachboden vor dem Umbau. © KK

Innen wird im neuen Gebäudeteil aus dem Baumaterial kein Geheimnis gemacht: Holz und Stahl(träger) bestimmen das Erscheinungsbild. Stilbewusst wurde auch die Verblechung des Daches auf die Fassade hinuntergezogen. Und die Absturzsicherung für die Fenster ist eine zarte Konstruktion aus Stahlseilen.

Innen stechen die mobilen Regalsysteme aus Holz und die perfekte Stauraumnutzung in der Dachschräge ins Auge: alles Ideen der Hausherrin. Dazwischen gibt es viele Stücke mit Patina, passend zu einem Haus mit viel Geschichte, in dem gerade wieder ein neues Kapitel begann.