Es gibt Räume, die wollen etwas zeigen. Und es gibt Räume, die wollen einfach sein. Letztere sind heute selten und gerade deshalb so relevant. In einer Gegenwart, die permanent in Bewegung und voll von Reizen ist, entsteht ein neues Bedürfnis: nach Klarheit, nach Ruhe, nach Konzentration. Das Gestaltungskonzept „Serene Simplicity“ reagiert darauf mit einer Architektur, die sich zurücknimmt, aber nicht übersehen wird.

Im Formdepot Wien, einem interdisziplinären Ort für Architektur, Handwerk und Design, wurde dieser Ansatz aktuell in einem Raumkonzept umgesetzt. Entstanden ist ein Projekt, das durch subtile Gestaltung, präzise Materialwahl und handwerkliche Stringenz überzeugt. Entwickelt von M&G Interior Architecture, ausgeführt in enger Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnerbetrieben, wird hier deutlich: Reduktion muss kein Verzicht sein, sondern ist eine bewusste Entscheidung für Qualität, Atmosphäre und Haltung.

Hochwertige Materialien und Handwerk

Materialien wie der Pannonia-Grau-Naturstein aus dem Burgenland, unbehandeltes Holz oder Mineralwerkstoffe in gedeckten Tönen erzeugen eine visuelle Ruhe, die nicht steril wirkt. Vielmehr entsteht ein Raum, der offen bleibt, aber nicht leer.

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Zentrales Element ist ein freistehender Brunnen, gefertigt aus Avorio-Kalkstein (Kroatien) und einem Ternitzer Konglomerat (Niederösterreich), das aus einem Findling geschnitten wurde. Dieses Objekt verweigert sich jeder Dekoration. Es ist Volumen, Textur, Rohheit – und zeigt, wie ein Raum durch einzelne präzise gesetzte Elemente an Tiefe gewinnt.

Die Planung folgt keinen gestalterischen Dogmen, sondern einem funktionalen Realismus. Das Waldviertler Unternehmen Schrenk entwickelte die raumbildenden Strukturen: Holzlamellen, Akustikelemente, Raumteiler – immer in enger Abstimmung mit Licht, Sichtachsen und Nutzungszonen. Rosskopf & Partner lieferten eine nahtlos integrierte Theken- und Wandlösung aus Mineralwerkstoff, deren Monochromie den Blick nicht lenkt, sondern fließen lässt.

Auch die Details sind Teil des Konzepts: Die puristischen Schalter von Gira – gefertigt aus Linoleum –, zurückhaltende Lichtkörper von Molto Luce, Hochstühle von Miniforms. Alles spricht dieselbe Sprache: Tonal reduziert, formal eindeutig, funktional auf den Punkt.

Herzstück ist ein Hochtisch aus der Werkstatt von Stefan Knopp, in Zusammenarbeit mit Schreiber & Partner umgesetzt. Ein Möbelstück, das Erdung und Präsenz vermittelt, ohne dominant zu wirken.

Kompromisslos klares Design

Das Konzept „Serene Simplicity“ steht für eine neue Form des Luxus – nicht über Ausstattung oder Exklusivität definiert, sondern über Aufmerksamkeit und Tiefe. Die Relevanz liegt nicht im Look, sondern im Effekt: Diese Räume wirken nach. Sie verlangen kein Staunen, aber lassen einen nicht unberührt.

Die Haltung erinnert an die japanische Architektur von Sanaa oder an Tadao Andos kompromisslose Materialklarheit, ohne deren Strenge zu übernehmen. Es ist ein europäischer Zugang zur Stille – einer, der sich im Zusammenspiel von Handwerk, Funktion und Ästhetik entwickelt.

Wirklich gutes Design hat es nicht nötig, zu beeindrucken – es muss passen. Zur Nutzung, zur Umgebung, zur Zeit. Gute Gestaltung erzeugt nicht nur Bilder, sondern Atmosphären.