Das Haus auf einem rund 1400 Quadratmeter großen Grundstück in der Kärntner Ortschaft Föderlach wurde bereits 1948 gebaut und war seitdem das Zuhause der Familie Brandner. Zuletzt hat der Vater von Willi Meikl-Brandner (50) dort gelebt, der 2020 verstorben ist und damit eine Entscheidung nötig machte. Denn Willi lebte seit 20 Jahren berufsbedingt in Salzburg, wo er auch seine Frau Tina (42) kennenlernte, die gebürtige Salzburgerin ist. „Eigentlich haben wir nie darüber nachgedacht, einmal nach Kärnten zu ziehen“, erinnert sich Willi.
Aber mit der Hauserbschaft hat sich die Situation grundlegend geändert und die Frage „Was soll mit dem alten Haus jetzt passieren?“ stand plötzlich im Raum. Es verkaufen und weiter in Salzburg leben – oder doch mit den beiden Kindern Luis (17) und Nelio (10) nach Kärnten ziehen, um das Erbe anzutreten?
Die beiden entschieden sich schließlich für Letzteres und haben es bis heute nicht bereut, auch wenn es mit ziemlichen Herausforderungen verbunden war. „Um einfach einziehen zu können, dafür war das Haus in einem zu schlechten Zustand und entsprach auch so gar nicht unseren Vorstellungen vom Wohnen“, sagen die beiden.
Abreißen oder umbauen?
So war etwa die Küche nicht nur klein, sondern auch ziemlich dunkel, da sie Richtung Norden ausgerichtet war. Dazu kam, dass das Badezimmer nur über den Küchenraum zugänglich gewesen ist. Und zu guter Letzt war es für eine vierköpfige Familie vom Grundriss her einfach ungünstig angelegt. „Alles war irgendwie verschachtelt, mit vielen kleinen Räumen“, sagt Tina. Kurzfristig wurde deshalb auch überlegt, das Haus einfach abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Nach Rücksprache mit dem befreundeten Architekten Gerhard Kopeinig aus Velden hat man sich dann aber doch dafür entschieden, eine Generalsanierung in Angriff zu nehmen, bei der buchstäblich kein Stein auf dem anderen geblieben ist. „Trotzdem war es uns wichtig, den Charme des Altbaus zu erhalten.“
Ausschlaggebende Gründe, die ebenfalls gegen einen Abriss sprachen, waren das Vorhandensein eines großen Kellers, der der Familie viel Stauraum bietet, sowie die Tatsache, dass ein Neubau kostenmäßig nicht wirklich günstiger gekommen wäre. Und ein bisschen Nostalgie spielte auch mit, zumindest bei Willi. „Es steckt ja doch einiges an Familiengeschichte mit drin“, sagt er.
Geplant wurde der Großumbau mittels „AutoCad“, einem Planungsprogramm, das es ermöglicht, einen Umbau selbst zu konfigurieren. Auf die Frage, was alles neu beziehungsweise umgebaut wurde, bringen es die beiden schnell auf den Punkt: Bis auf das Dach sei nichts so geblieben, wie es früher war. Der Innenbereich wurde vollständig entkernt, eine neue Heizung eingebaut, alle Fußböden sowie sämtliche Wasser- und Stromleitungen herausgerissen und erneuert. „Da wurde damals viel in Eigenregie fabriziert. So waren etwa die Verkabelungen für den Strom teilweise nur mit Nägeln befestigt“, erzählt Willi, der bei einer Lebensmittelkette im Kundenservice arbeitet, während Tina bei einem bekannten Möbelhaus als Recruiterin tätig ist.
Das Herz des Hauses
Fixpunkte, die nach einem Umbau sein mussten, waren ein barrierefreies Erdgeschoss, ein Gästezimmer – vor allem für Tina wichtig, falls sich familiärer Besuch aus Salzburg ankündigt – und die Gestaltung einer großen, offenen Wohnküchenlandschaft, in der gemeinsam gekocht, gegessen oder gespielt wird. Dafür war nicht nur ein Zubau notwendig, sondern auch zwei Durchbrüche in der alten Hauswand. Ein absoluter Gewinn. Auch, weil Küche und Wohnzimmer jetzt nach Süden ausgerichtet sind und eine große Terrasse mit Blick auf die Karawanken vorgelagert wurde. Die Glasfront des Zubaus sorgt zudem für eine lichtdurchflutete Atmosphäre.
Die ehemalige Küche wurde zum elterlichen Schlafzimmer umfunktioniert. Der erste Stock des Hauses beherbergt ein Arbeits- und ein neues Badezimmer sowie die Kinderzimmer, ebenfalls mit Zugang zu einer großen Terrasse. „Das Herausfordernde war, über eineinhalb Jahre jedes Wochenende nach Kärnten anzureisen, um am Haus zu arbeiten“, erzählt Willi.
Rückblickend sei das Ganze ein ziemliches Abenteuer gewesen. Nicht zuletzt deshalb, weil der Umbau nach der Auflösung des Haushalts in Salzburg noch nicht vollständig abgeschlossen war. „Vier oder fünf Wochen haben wir quasi in und auf einer Baustelle gewohnt“, erinnert sich Tina. Heuer wird noch der Außenbereich aufgepeppt, dann steht dem Wohnglück nichts mehr im Wege.