In der New York Historical Society stellt CNN-Chefkorrespondentin Dana Bash ihr Buch „America‘s Deadliest Election“ vor. Es kommt die Rede auf die CNN-Debatte von 2024, Biden gegen Trump, die sie moderiert hat. Sie habe gleich am Anfang gewusst, dass es mit Biden schiefgehen würde, erzählt sie. Ist ihr Job mit Trump nun einfacher oder schwerer, wird sie gefragt. „Es ist schwieriger geworden, weil sich die Machtstruktur geändert hat“, sagte sie. Allerdings sei dieser Anspruch, dass Medien objektiv sein sollen, eher neu. Die US-Presse „war immer an eine Partei gebunden.“

Das glaubt auch Trump. Der Präsident hat sich die liberale Presse als Feind auserkoren, die er unisono im Camp der Demokraten wähnt. Sein neuestes Opfer ist das National Public Radio und der Public Broadcasting Service (PBS), das öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehprogramm der USA, dem er „linke Propaganda“ vorwirft. Trump strich dem Sender die Bundesgelder, eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr. Verglichen mit den privaten Sendern ist PBS ohnehin winzig; es strahlt täglich nur eine Stunde Nachrichten aus. Den Zorn des Präsidenten erregt es aber gleichwohl. PBS, meint Trump, habe beispielsweise nicht über den Laptop des Biden-Sohns Hunter berichtet, auf dem kompromittierende Informationen gefunden wurden.

Klage wegen Verleumdung

Aber auch mit den großen Rundfunkanstalten steht Trump auf Kriegsfuß. Dem Disney-eigenen Sender ABC hat er eine Klage wegen Verleumdung angedroht; es ging um die ABC-Berichterstattung in einem Vergewaltigungsprozess, bei dem Trump zu einer Millionenzahlung verklagt worden war. ABC zahlte in einem Vergleich nun 16 Millionen Dollar für Trumps präsidentiale Bibliothek.

Geld erklagt Trump auch von Sender CBS. Dessen Politmagazin „60 Minutes“ habe ein Interview mit Kamala Harris so geschnitten, dass Trumps Gegenkandidatin zu vorteilhaft aussehe. So ein Prozess ist eigentlich kaum zu gewinnen. Aber CBS gehört dem Hollywood-Studio Paramount, und dessen Hauptaktionärin Shari Redstone gibt nach. Sie will Paramount an ein anderes Studio verkaufen, dafür braucht sie die Genehmigung von Washington. Schon zuvor hatte sich Trump über „60-Minutes“-Berichte beschwert, in denen es um seinen Plan ging, Grönland zu annektieren, oder um seinen Streit mit Wolodymyr Selenskyj. „CBS und Paramount sollen für ihr illegales Verhalten bestraft werden“, postete er. Letztlich warf „60-Minutes“-Produzent Billy Owens, der um seine journalistische Unabhängigkeit fürchtete, das Handtuch.

Trump-Kritik

Mit ähnlichen Problemen ringt Jeff Bezos, Amazon-Gründer und Besitzer der „Washington Post“. Als Bezos das schwächelnde Traditionsblatt vor zwölf Jahren übernahm, wurde er als Retter gefeiert. Er steckte Unsummen in die technologische Aufrüstung der Post, verdoppelte die Redaktion und schrieb dank steigender Auflage bald schwarze Zahlen. Die Auflage verdankte das Blatt auch steter Trump-Kritik; Bezos führte das Motto ein: „Demokratie stirbt in der Dunkelheit.“

Weniger hell zeigte sich Bezos in Trumps zweiter Amtszeit. Er strich kritische Karikaturen und unfreundliche Kommentare und cancelte ein Editorial, das Harris unterstützte. Daraufhin kündigten die Karikaturistin, der Meinungsredakteur und ein Dutzend Redakteure; das Blatt verlor 250.000 Online-Leser. Wie Redstone möchte auch Bezos mit Trump keinen Ärger haben. Seine Raumschifffirma „Blue Origin“ ist auf Bundeszuschüsse angewiesen, und Amazon profitiert von guten Verträgen mit der – staatlichen – Post. Trump hat Bezos nun verboten, bei Amazon-Lieferungen aus dem Ausland die Höhe der Zölle anzugeben, das sei ein „feindseliger Akt“.

Mutiger zeigt sich die „New York Times“, die der aus New York stammende Präsident einen „Feind des Volkes“ nennt. Trump hat schon früh die „Times“-Reporter aus dem Presseraum des Pentagon geworfen (und Pentagon-Chef Pete Hegseth spricht generell von „Hoax Press“, Betrügerpresse). Aber Times-Herausgeber Arthur Gregg Sulzberger ist nicht bange. „Wir haben ein hervorragendes Anwaltsteam. Wir sind wirtschaftlich gut aufgestellt, dem Druck standzuhalten“, sagte er dem „Stern“. Und er vertraue auf die in der US-Verfassung festgeschriebene Meinungsfreiheit.

Nachrichtenagentur AP

Die „Times“-Reporter sind nicht die einzigen, die der Präsident aus dem Presseraum verjagte. Ähnlich ging es den Korrespondenten der Nachrichtenagentur AP, die den „Golf von Mexiko“ nicht „Golf von Amerika“ nennen wollten. AP reichte deswegen Klage ein und gewann – aber Trump weigert sich trotzdem, die Reporter einzulassen.

Die Attacken des Präsidenten gegen die liberale Presse kommen nicht von ungefähr. Republikanische Strategen arbeiten schon seit Jahrzehnten an rechten medialen Gegengewichten, unterstützt von der konservativen „Heritage Foundation“. So entstand das Medienimperium von Rupert Murdoch, mit dem rechten Sender Fox News und dem „Wall Street Journal“. So Trump-unkritisch ist aber auch Murdoch nicht mehr, und das wird sich noch verstärken, wenn er den Konzern an seine Söhne gibt. Aber auch dafür hat Trump vorgesorgt: Er nutzt nun seinen eigenen Kanal „Truth Social“, um seine Nachrichten direkt an seine Fans zu bringen – und verdient daran noch.