Sie liegen übereinander, die Glieder zum Teil verkeilt. Ein Haufen Mensch. Schwungvoll und scharfkantig sind sie, die Linien, die Arme, Beine, verkrümmte Finger formen. Die Wucht des Abgebildeten ist zu allen Zeiten schockierend – der Krieg und seine Opfer. „Die Polyamorie der Toten“ nennt sich die Ausstellung von Franz Yang-Močnik in der Galerie im ORF-Funkhaus. Die Auswahl der Werke und des Titels kommt nicht von ungefähr, es ist der Krieg in der Ukraine, der ihn beschäftigt: „Ich habe mich immer zum Pazifismus bekannt und das ist auch in unserer christlichen Kultur so festgeschrieben“, erzählt der Künstler, der das menschliche Leid in den Fokus rücken will. Der Körper, die Körperlichkeit beschäftigt den Künstler seit jeher. Und er erarbeitet sie sich in Fragmenten: Gleich mehrere Herangehensweisen sind zu sehen, darunter Mixed-Media-Collagen, Porträts, die geradezu unheimliche Abgründe im Menschlichen freisetzen. Gestalten, deren stierende Blicke sich an die Betrachterinnen und Betrachter heften. Gesichter aus Stückwerk, die breit grinsend Unwohlsein auslösen. Eine künstlerische Analyse, ein Filetieren der menschlichen Abgründe, die der Künstler sichtbar für alle an die Oberfläche zerrt. Susanne Rakowitz

Franz Yang-Močnik, „Polyamorie der Toten“, bis 19. Jänner. ORF Steiermark-Funkhausgalerie, Marburger Straße 20, 8042 Graz.