WISH

100 Jahre feierte der Entertainment-Riese Disney im Oktober. Dabei scheint sich die Feierlaune auch auf die Filme übertragen zu haben. Nicht anders zu erklären ist der Animations- und Musicalfilm „Wish“ von Chris Buck und Fawn Veerasunthorn – eine zuckersüße, aber unoriginelle Ode an die Kraft des Wünschens. Asha (Ariana DeBose) lebt in einem Königreich, das von dem magischen König Magnifico (Chris Pine) regiert wird, der seinen Untertanen einen Wunsch abnimmt, und ihn nach Gutdünken irgendwann erfüllt. Der diktatorische Nebengeschmack soll sich bewahrheiten. Denn schon bald müssen Asha und ihre Freunde zum Kampf gegen Magnifico ausrücken, der die Wünsche für seine eigene Macht missbrauchen will. Denn: Wenn etwas im Heile-Welt-Universum von Disney gar nicht geht, ist es das, dass Menschen nicht mehr träumen dürfen. Dass sich der Film auch noch zu flach durch den halben Animationskatalog zitiert, macht es am Ende nicht besser. ●●○○○ (sg)

SOULS OF A RIVER

Es ist eine Reise an den griechisch-türkischen Grenzfluss Evros und an die EU-Außengrenze. Es ist auch ein Trip in die Vergangenheit des Filmemachers Chris Krikellis‘. Der Fluss steht für Politik und Alltag, Leben und Tod, Erinnern und Vergessen. Der soghafte Essay (Kamera: Judith Benedikt) verhandelt die Fragilität von Identität. Ein Pathologe berichtet, wie er die Körper von Flüchtenden untersucht, die im Fluss ertranken. Ein Film, der lange nachhallt. Beste Diagonale-Doku. Graz-Premiere: heute, 18.30 Uhr, KIZ Royalkino. ●●●●○ (js)

TOTEM

Der Vater der kleinen Sol (Naíma Sentíes) liegt im Sterben. Die Familie möchte noch einmal ein großes Geburtstagsfest schmeißen, wobei alle zwischen Akzeptanz des Unvermeidlichen und Hoffnung auf ein Wunder hin- und hergerissen sind. Die mexikanische Regisseurin Lila Avilés folgt in einer behutsam minimalistisch umgesetzten Inszenierung und dem reduzierten Setting des Hauses Sol, wie sie von einem Familienmitglied zum anderen wandert, und doch den Schmerz der ersten Todeserfahrung alleine durchleben muss. ●●●●○ (sg)

AUF DEM WEG – 1300 KM ZU DIR

Frei nach dem autobiografischen Roman „Sur les chemins noirs“ von Sylvain Tesson spielt der Schauspieler, Komiker und erste französische Oscarpreisträger für die beste Hauptrolle, Jean Dujardin („The Artist“), den Schriftsteller Pierre Girard, der nach einem betrunkenen Sturz vom Balkon nie wieder hätte laufen können. Als seine Beine ihm wie durch ein Wunder wieder gehorchen, beschließt er, zu Fuß quer durch Frankreich zu wandern. Fans großer, atemberaubender Naturaufnahmen und introspektiver Erzählkunst werden mit Denis Imberts kleinem Drama auf ihre Kosten kommen. Alle anderen könnten sich an der zu verschachtelten Erzählweise und den Längen dazwischen stören. ●●●○○ (sg)