Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen, das ist für die meisten Mütter schon schwer genug. Aber es gibt wohl eine Steigerung, was die Unvereinbarkeit betrifft, wenn die Berufswahl eher ungewöhnlich ist: Jennifer Lopez hat mal schnell das Genrefach gewechselt und sattelt von RomCom-Queen auf Profikillerin um. So viel zum prominent besetzten Muttertagsbeitrag "The Mother" ab Freitag auf Netflix. Als ihre Tochter, die bei Pflegeeltern aufwächst, in Gefahr ist, wird sie gewaltig ungemütlich: Man hört ihre Gegner Joseph Fiennes und Gael García Bernal schon förmlich nach ihrer Mama schreien.

So ziemlich genau das Gegenteil ist die Serie "Tiny Beautiful Things" auf Disney+, in der Clare (Kathryn Hahn) von einer erfolglosen Schriftstellerin zur gefeierten Schreiberin der Ratgeberkolumne "Dear Sugar" wird. Blöd nur, dass ihr Privatleben im Chaos versinkt – vom eigenen Mann vor die Tür gesetzt und die Tochter entfremdet sich. Dass diese Gemengelage nicht zur Kitschorgie verkommt, dafür sorgen die Produzentinnen der Serienerfolge "Big Little Lies" (Sky) und "Little Fires Everywhere" (Amazon Prime): Laura Dern und Reese Witherspoon, die für gewöhnlich ein gutes Händchen für starke, moderne Frauenfiguren haben. Selbstliebe und Selbstreflexion sind die Codewörter der Stunde. Oder wie Clare sich selbst die nicht unwesentliche Frage stellt: "Wie konnte ich mich so weit von der Person entfernen, die ich eigentlich sein wollte?"

Weniger zimperlich ist bekanntlich Cersei Lannister (Lena Headey), die in "Game of Thrones" (Sky) die Interessen ihrer Kinder gegen das geballte Patriarchat in Stellung bringt. Das gelingt ihr mal mehr, mal weniger erfolgreich, auch, weil die weibliche Gegenwehr hier recht ordentlich ist. Wenn wir schon bei der übermächtigen Gegenwehr sind, darf man auf Joyce Byers (Winona Ryder) nicht vergessen. Sie zieht in "Stranger Things" (Netflix) mit einer Bande ausgepuffter Kids und einem schrägen Polizisten gegen eine ganze Alien-Armada ins Feld. Bisweilen außerirdisch erscheint dem wohl bekanntesten Mutter-Tochter-Gespann der Streamingwelt die gutbürgerliche Familie, gegen die sie sich in ihrer Cocooning-Kleinstadt-Welt in Stars Hollow zur Wehr setzen. Lorelei und Rory Gilmore alias "Gilmore Girls" (Netflix) zelebrieren dort ihren jovialen Gegensatzreigen aus Protest und Anpassung.

Erstaunlich, dass Marge Simpson in Springfield noch keine Kurse in Sachen Kindererziehung gibt: Immerhin hat sie neben Bart, Lisa und Maggie noch ein erwachsenes Kind namens Homer zu beaufsichtigen. Wie auch immer sie mit ihrer eigenen Gelassenheit das Quartett aus Grenzgängern, Grenzüberschreitern, Hochintelligenten und Lebenskünstlern in Schach hält, ist wohl ihr ganz eigenes Geheimnis. Zu ergründen in 17 Staffeln auf Disney+.