Es fällt schwer, Amy Macdonald nicht zu mögen. Der schottischen Popsängerin schlägt das Herz am rechten Fleck, "ich unterhalte mit meiner Musik, aber sie bietet mehr als eine schöne Oberfläche", sagte die 29-Jährige vor ihrem Konzert am Dienstag in Wien. Auf Tanzeinlagen oder sonstigen Firlefanz verzichtet Macdonald, Handwerk ist gefragt - oft, aber nicht immer, war das an dem Abend genug.

Es spricht nichts gegen Radiopop, zu dem man wippen oder gegebenenfalls tanzen kann, wenn er so lässig rüberkommt wie bei "Under Stars", "Mr. Rock & Roll" oder "This Is The Life". Das sind Beispiele für jene Lieder im Repertoire von Macdonald, die direkt ins Ohr gehen und einen unwiderstehlichen Charme haben. "Ich schreibe gerne eingängige Songs. Das ist aber eine schwere Aufgabe, man kann keine zehn Nummern für ein Album schreiben, die alle im Gehör der Leute hängen bleiben", betonte Macdonald.

Weniger ist mehr

Und so gab es im Gasometer auch einige Lieder zu hören, die (mitunter zu) bemüht klangen, aber die Klasse von geradlinigen Popsongs der Sorte "Dream On" oder "Spark" nicht erreichten. Mit ihren freundlichen Ansagen im unwiderstehlichen schottischen Dialekt, ihrem Bekenntnis zu Europa und mit Hits, die mit viel Hingabe gebracht wurden, eroberte Macdonald letztlich aber das anfangs etwas lethargische Publikum in der nicht ausverkauften Halle. Wobei galt: Je zurückhaltender die Band agierte, je weniger die Keyboards zukleisterten, je weniger die E-Gitarre röhrte, desto überzeugender wirkte die Darbietung. Das sehr reduzierte "4th of July" war dann auch ein Höhepunkt.

Wolfgang Hauptmann