"Late Adopters“ heißt ein Begriff, um in einem Produktzyklus jene Kundinnen und Kunden zu beschreiben, die erst zugreifen, wenn ein Produkt längst auf dem Markt etabliert ist. In Bezug auf die Kardashian-Jenner-Familie ist Europa als „Late Adopter“ zu kategorisieren. Nach 20 Staffeln „Keeping up with the Kardashians“, die im Wesentlichen ein amerikanisches Megaphänomen blieben, holt Disney+ Kourtney, Kris, Khloé, Kylie, Kim und Co. für „The Kardashians“ zurück vor die Kameras und macht sie hierzulande zugänglich.

Die Sonnenbrille sitzt, die Villa strahlt in neuem Glanz, das Barbecue im Garten lockt. Kourtney turtelt mit Travis Barker, seines Zeichens Schlagzeuger der Band Blink 182. Kim ist aufgeregt wie eine Siebenjährige vor ihrem Geburtstag, weil sie zu „Saturday Night Live“ eingeladen wurde. Und dann sind da noch Ex-Freunde, Ex-Männer wie Kanye West und das Big Business, das die Familie steinreich macht.

Selbst wer bisher nichts mit dem K-Universum zu tun hatte, findet sich in der vom amerikanischen Streaming-Anbieter Hulu produzierten Reihe rasch zurecht.

Es ist erstaunlich: Der Kardashian-Clan liefert in ersten Folgen eine Suada um sich selbst, ohne je zum Kern zu gelangen. Das Schöne und Reiche ist faltenfreie Fassade und Bühne, der wichtigste Erfolgsbaustein sind aber die Protagonisten selbst: Wie sie immer wieder neu das Drama schaffen und verwalten und im kontinuierlichen Gespräch verlässlich Emotionen beim Zuschauer evozieren, ist und bleibt meisterlich und wird meisterlich bezahlt: 100 Millionen Dollar soll Hulu bzw. Disney für diese neue Ode an den Überfluss auf den Tisch gelegt haben.

Der Kunde bekommt, was er bestellt hat: ihre stete Suche nach Glück, Anerkennung und Herausforderung, und sie befriedigt auch in der Fortsetzung.