Nach der Entscheidung im Halbfinale waren düstere Wolken übers Dschungelcamp gezogen. Danni Büchner, Sven Ottke und Prince Damien waren die drei Finalisten. Danni Büchner - jene Reizfigur, die nach kurzer Zeit den Unmut ihrer Mitcamper und der Fernsehzuschauer auf sich gezogen hatte. Wider aller Erwartungen war die Vielgeschmähte unter die letzten drei gekommen. Über die Gründe, kann man nur spekulieren.

Missgünstig, egozentrisch, berechenbar, larmoyant - die Vorwürfe gegen Büchner stapelten sich während der zwei Wochen so hoch wie der Ayers Rock. Durch ihre Angewohnheit, ständig ihren verstorbenen Mann Jens Büchner und ihre Kinder herbeizuzitieren, zog sie sich den Zorn und den Vorwurf, sie würde ihre persönliche Tragödie ausbeuten, auf sich. Als sie von Sonja Kirchberger deswegen hart attackiert wurde, war Kirchbergers Ende im Camp besiegelt. Zu hart war die Wiener Schauspielerin dabei über den Schirm gekommen. Bezeichnenderweise durfte der Trödler Markus weitermachen. Auch er hatte Büchner zwar hart kritisiert, was ihm offenbar eher verziehen wurde. Es ist keine neue Lehre des heurigen Camps, dass Aussagen von Männern und Frauen unterschiedlich bewertet werden. Männer dürfen die Klappe aufmachen, Frauen haben lieb zu sein. Die krawallige Elena Miras, "Star" mit höchstem Unterhaltungswert, wurde hinausgewählt, während Ex-Boxer Sven Ottke sein mechanischer Machismo verziehen wurde. Ottke zeigte sich nach der Verkündigung des Siegs für Prince Damien allerdings als guter Verlierer und streute dem Konkurrenten Rosen.

Die Regeln des Erfolgs

Es ist eine alte, ungeschriebene Regel ("the regels sind the regels") von IBES, dass der Dschungelkönig/Dschungelkönigin das Format mit einer gewissen Intelligenz bedient. Legendär war etwa der Sieg von Peer Kusmagk, der dafür belohnt wurde, dass er in einem völlig zerstrittenen Camp Farbe bekannte, indem er sich auf keine Seite schlug, sondern um sozialen Ausgleich bemüht war, ein Citoyen mit Verantwortung, der sich weigerte, mit den Wölfen zu heulen. Das war Bürgerstaatskunde vor einem Millionenpublikum. Offenheit und Ehrlichkeit, gepaart mit einem Talent zur Show waren fast immer der Weg zum Erfolg. Auch Beschützerinstinkte zu wecken, half natürlich oft. Freilich: "Offenheit und Ehrlichkeit" in der Trash-TV-Ausführung. Man muss sich oder seine TV-Persona als einigermaßen verträgliches Wesen präsentieren. Aber in einer Welt, in der Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt werden kann, kann natürlich auch eine Danni Büchner Dschungelkönigin werden. "Die Leute fallen auf sie herein", sagte der listige Trödler und Ehrgeizling Markus nach seiner Abwahl im Halbfinale. Und: "Menschen sind viel schlimmer als Dschungelprüfungen."

Auch der Auszug von Raul Richter war Thema der letzten Folge: RTL platzierte die unverschämteste Schleichreklame der Fernsehgeschichte, dank der man nun weiß, wie lange man hungern muss, bis einem das Starprodukt einer Burgerkette wohlschmeckend erscheint.

Prince Damien wohl schon vor dem Finale weit vorne in der Publikumsgunst. Die letzte Folge hat den Anpruch des unbeugsamen Optimisten und Kampffliters auf die Dschungelkrone dann nur noch einzementiert. Selbst Moderatorenpaar Sonja Zietlow und Daniel Hartwich verstiegen sich, auch das war neu, zu einer Wahlempfehlung. Denn sowohl Ottke als auch Büchner hatten bei der Schlussprüfung sehr unterdurchschnittlich performt. Die Finalprüfungen sind eigentlich dazu da, den Anspruch auf die Krone anzumelden, sie sind Pflicht und Kür gleichermaßen. Danni holte im "Astronautenhelm" einen von fünf Sternen, ebenso viele wie Sven Ottke, der zu einer supergrausigen Essensprüfung. Er verschmähte fast alle Empfehlungen des Hauses, auch die Schafplazenta wollte er nicht runterwürgen. Im Zuge dessen gab es den schönsten Dialog des Abends: Sonja Zietlow: "Es gibt Menschen, die Schafsplazenta kochen und essen." Daniel Hartwich: "Es gibt auch Menschen, die Nickelback-Platten kaufen."

Am Ende weinte sogar Sonja Zietlow

Verschiedenste Formen des menschlichen Versagens konnte man also in dieser Staffel genau studieren. Aber mit dem Voting durfte man sich dann zum Finale langsam aussöhnen. Die doch sehr gekünstelt wirkende Büchner ging als erste. Der durchwachsen performende Ottke als zweiter. Und mit Prince Damien hat ein Outsider gewonnen, der Freundlichkeit und Optimismus verkörpert. Anders gesagt: Das teilzynische Format hat das Prinzip Hoffnung siegen lassen. Wenn das keine gute Nachricht ist.

298.000 Euro wurden insgesamt für die Buschfeuerhilfe gespendet. Gemeinsam mit dem Sieg für den besten Kandidaten ist das ja schon was. Der hat nämlich noch spontan 20.000 Euro draufgelegt. Was Sonja Zietlow tatsächlich zum Weinen brachte.