In den Tagen vor dem Start gab es massive Kritik in den Sozialen Netzwerken und auch von Politikern an RTL. Es sei zynisch und unpassend, im australischen Regenwald eine Spaß-Show abzuhalten, während einige Fahrstunden entfernt die größten Feuer tobten, die der Kontinent in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Doch brennende Welt hin oder her - RTL ließ sich nicht beirren.

Mit Spannung war erwartet worden, wie RTL zum Star von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" reagieren wird. Zunächst holten sich Daniel Hartwig und Sonja Zietlow Unterstützung von der australischen Botschafterin in Berlin: "Wir sind dankbar für die Fortsetzung der Produktion" wird sie in der Show zitiert. Dazu spendet RTL 100.000 Euro für Menschen, die durch die Buschfeuer ihr Zuhause verloren haben und lädt auch die Zuseher zu einem Beitrag ein.

Nach zwei Minuten war das Thema abgehakt. Man will die Zuseher offensichtlich nicht überfordern. Oder anders: RTL meint offenbar, dass das Interesse der "Ibes"-Zuschauer an dem, was auf der anderen Seite der Welt  passiert - abgesehen von deutschsprachigen D-Promis - wenig ausgeprägt ist.

Unterstützung erhielt RTL von Konkurrent ProSieben:

Die Kandidaten

Es beginnt mit der Vorstellung der Bewohner und dabei mit einem Menschen, dem nur wenige einen längeren Aufenthalt im Camps zutrauen: Günther Krause. Der erste Politiker des Formats - Krause war Anfang der 90er Verkehrsminister - hat hohe Ziele: "Ich kämpfe im Dschungelcamp für die Entwicklung von Deutschland." Nächstes Ziel: „Ich kämpfe dafür, dass die Menschheit die Unmengen an kosmischer Strahlung für ihre Energie nutzen kann.“ Und er gibt sich großmännisch: „Angela Merkel und ich duzen uns, na klar“ – von den Medien sieht er sich als Opfer einer „Hetzjagd“.  Der "bis vor kurzem der schlechteste Verkehrsminister ever" (Zitat Daniel Hartwich) spricht besser Russisch als Englisch. Clearly.

Krause musste das Dschungelcamp bereits aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Mit seinem raschen Abgang sorgte der 66-Jährige für eine Premiere und einen Rekord: Er ist der erste Politiker, der bei der Unterhaltungsshow mitgemacht hat, und der Kandidat, der am schnellsten wieder ausgezogen ist. In der zweiten Staffel hatte Ex-Pornostar Dolly Buster das Camp nach gerade mal 48 Stunden verlassen

Mehr Zuseher als 2019

Die diesjährige Auftaktshow von mehr als drei Stunden Länge sahen etwas mehr Zuschauer als vergangenes Jahr. Im Schnitt 6,01 Millionen sahen in Deutschland zu, was ab 21.15 Uhr einem Marktanteil von 24,3 Prozent entsprach (Vorjahr etwa 23 Prozent). 2019 hatten die Auftaktsendung knapp unter sechs Millionen gesehen, davor das Jahr aber noch etwa 6,5 Millionen, vor drei Jahren sogar noch siebeneinhalb Millionen.

Es soll nicht nur weitere Erklärungen zum Ausscheiden von Günther Krause geben, sondern auch „eine persönliche Einschätzung des Ex-Politikers“, schreibt der Sender auf seiner Website zu den überraschenden Entwicklungen beim Start des Dschungelcamps 2020. Schon im vergangenen Jahr hatte Krause laut Medienberichten den Gesundheits-Check für das Dschungelcamp nicht bestanden. Vielleicht gibt es hier einen Zusammenhang. „Er lässt alle schön grüßen, ihm gehe es gut“, teilt Sonja den Campern mit.

Daniela Büchner: Betitelt als „Kult Auswandererin" hat Büchner, wie sie sagt, das härteste Jahr ihres Lebens hinter sich. Gemeinsam mit ihrem 2018 verstorbenen Ehemann Jens Büchner machte sie zuvor im Reality TV-Karriere: „Ich weiß, er wird bei mir sein und ich weiß, er wird es sehen.“ Dschungelcamp-TV im Leben danach? Die Frage bleibt unbeantwortet.

Sonja Kirchberger: "Wir sind Dschungelcamp" gehört zu den Schlagzeilen, die man in Österreich nicht lesen wird. Dennoch: Zum ersten Mal seit Larissa Marolt 2014 gibt es eine österreichische Kandidatin in der Show. "Nackter kann man einen Menschen nicht zeigen, als im Dschungel", sagt die Schauspielerin. Woher hat Sie Angst? Höhen und Dunkelheit. „Ich habe von allen Phobien ein wenig“, sagt Kirchberger. Aber sie baut schon vor: „Bitte, verschont mich nicht.“

Toni Trips: Es folgt die 22-Jährige, die von der ersten Sekunde den Kampf um die Aufmerksamkeit aufnimmt. Ähnlich wie "Sommerhaus"-Teilnehmerin Elena. Und Toni, wer ist diese Toni? „Ich bin verrückt, mein Leben ist verrückt“, beschreibt sich die ehemalige "DSDS"-Teilnehmerin. Im Hotel gibt es das erste Drama, bei ihr fließen die ersten Tränen. Auslöser des Dramas: Hat sie die Haare schön?

Für das Thema Haare gibt es doch schon ausreichend viele Vorgänger und Vorbilder, die wissen, wie man im Camp die Haarpracht behält. Er zum Beispiel:

Prince Damien: Einer, der schon einmal was gewonnen hat ("DSDS“), sieht sich nicht als Star, sondern „als netter junger Mann“. Das Thema Vorsorge nimmt er ernst: „Ich möchte in den Dschungel, weil ich meine Rente aufbessern will.“ Die 500.000 Euro Siegesprämie aus der Gesangsshow haben offenbar nicht gereicht.

Raul Richter: Einer aus dem seriösen Segment, auch das gibt es angeblich im Dschungelcamp. Wer er ist? Der „Nette“, sagt Richter und genau dafür wurde er von RTL auch engagiert. Richter stand jahrelang im Sold von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

Elena Miras: „Mich kennt man von der ersten Staffel von 'Love Island' und vom 'Sommerhaus der Stars'", glaubt die Schweizerin, die von der ersten Minuten an ihre Aufgabe als "Großmaul" gewissenhaft erledigen möchte. Dazu passen Aussagen, wie die folgenden: "Alle denken ich bin Ghetto"; "Mein Mundwerk: 1A". Und doch sieht sie sich als „Engel in Person". Raul findet sie bodenständig: „Elena ist das ganz normale Mädl von neben an“.

Über D-Promi Claudia Norberg, die Ex-Frau von C-Promi Michael Wendler, sagt Sonja Zietlow: „Eigentlich wollten wir seine Neue, bekommen habe wir seine alte.“ Klingt nach einer Niederlage und dennoch ist Zietlow überzeugt: „Wir haben alles richtig gemacht.“ Michael Wendlers neue Freundin Laura hatte zunächst für "Ibes" zu- und dann wieder abgesagt.

Markus Reinecke: Man kenne ihn von den „Superhändlern“ behauptet Reinecke und sagt noch: „Ich möchte Dschungelkönig werden“. Ein Satz, den man in den zwei Wochen noch öfter hören wird. Ex-Boxer Sven Ottke war in seiner Karriere in 34 Kämpfen, ungeschlagen. Mit "Ibes" will er  offenbar zeigen, wie tief man auch ohne K.o. tief fallen kann und wo, wenn nicht hier, lässt es sich wunderbar verlieren. Anastasiya Avilova weiß, was man von ihr erwartet: „Man kennt mich als Verführerin“. Marco Cerullo, der Mister Rheinland-Pfalz 2016, bedankt sich bei seinen Eltern. Wie löblich.                     

Erste Prüfung

Insgesamt drei Prüfungen hat sich der Privatsender für den ersten Tag vorgenommen. Als erstes schickt man Elena über eine Klippe, oder genauer: Mit einem Wägelchen bis zu einer Klippe. Währenddessen gilt es eine Frage zu beantworten: "Nenne drei Planeten unseres Sonnensystems!" Elena hat keine Chance, Planeten sind nicht ihre Stärke. "Egal, ich habe es probiert."

Auch Damien scheitert: „Nenne drei Länder, die mit A beginnen", lautet die Aufgabe. "Australien, Austria, Aserbaidschan", schießt es aus ihm heraus. „Aber Austria ist doch ein Land“, argumentiert Damien gegen die Sprachverwirrung und zu seinem ersten Stern.

„Ibes“ ist immer auch eine Nostalgieveranstaltung, worauf Twitteraner gerne hinweisen:

Und die "Ibes"-Veteranen wissen, was sie erwartet:

Nach 70-Minuten wagte RTL die erste Werbepause.

Österreichs Vertreterin Sonja Kirchberger blieb am ersten Tag unauffällig. Ihre erste „Dschungelprüfung“ verlief erfolglos, weil sie die folgende Frage nicht beantworten konnte: „Nenne drei Städte, in denen olympische Sommerspiele stattfanden.“ Tröstlich mag sein,
dass auch die Kollegen Raul, Daniela oder Toni mit ihren Antworten sternlos blieben.

Und sonst?

Günther verwechselt Anastasia mit Elena und will mit Letzterer russisch sprechen. "Ich kann mich mit niemandem vergleichen, weil ich bin ja ich", sagte Elena dazu. Es ist einer der Momente, in denen man sich Marko Arnautovic ins "Dschungelcamp" wünscht. Elena und Toni orten eine erste Verschwörung und sind sich sicher: Irgendwann werden die Masken fallen.

Und ja, da waren auch noch zwei weitere Dschungelprüfungen. Die eine stand unter dem Motto "Dinner for Twelve – die gleiche Kotzedur wie jedes Jahr" -  Nomen est omen - bei der anderen galt es eine wackelige Hängebrücke zu überqueren. Neu ist 2020, dass sich auf der "Ibes"-Speisekarte keine lebenden Tiere mehr finden.

Die einzigen echten Stars von "Ibes" sind auch in der 14 Staffel die Moderatoren:

PS: In die nächste Dschungelprüfung müssen Elena und Daniela.

PPS: Günther muss die Show am Samstag verlassen. Die Gründe dafür gibt RTL erst am Samstagabend bekannt.