Seit 3801 Sendungen erzählen ihre Gäste Barbara Karlich, was sie bewegt und wovon sie träumen. Zum 20er der Sendung gratuliert der ORF am Mittwoch (23. Oktober) um 20.15 Uhr mit einer Show mit prominenten Gästen. Der Tag fällt auf den „Tag des Talkshow-Moderators“, was die 50-Jährige beim Interview am Küniglberg sichtlich amüsiert.

Am 27. Oktober 1999 flimmerte die erste „Barbara Karlich Show“ über die Bildschirme. Thema: „Jeder verdient eine zweite Chance.“ Erinnern Sie sich noch daran?
BARBARA KARLICH: Ich erinnere mich noch gut an den Aufzeichnungstag: Es herrschte wahnsinnige Aufregung, die Leute sind hin- und hergelaufen. Und ich war total ruhig und habe das amüsiert betrachtet. Von den Gästen kann ich mich nur noch an Tony Wegas erinnern. Aber: Würde ich die Gesichter sehen, würde es mir wieder einfallen. Ich kann mir Gesichter und Geschichten sehr gut merken.

1999 war die Medienlandschaft eine andere: Das Internet spielte eine Nebenrolle, es gab keine Streamingdienste und keine sozialen Medien. Welche Funktion erfüllte Ihre Show damals und welche hat sie heute?
Das war damals die mediale Steinzeit (lacht). Ich denke, die Funktion der Sendung ist dieselbe geblieben: Wir sind ein bisschen ein Fenster zur Welt. Ich habe vorhin mit der Assistentin telefoniert, die alle Telefonate, E-Mails und Briefe entgegennimmt. Sie hat zu mir gesagt: „Ich muss dir und uns jetzt ein Kompliment machen: Es ist unglaublich, wie vielen Menschen wir helfen. Es rufen so viele an.“ Es ist wie eine große Familie, ein Freundeskreis.

Ist ein Erfolgsgeheimnis auch, dass die Show in ihrem Ablauf herrlich altmodisch ist?
Die Leute kennen sich aus, sie wissen, was sie erwartet. Es ist eine vertraute Welt, wie ein Zuhause. Ich komme ja auch in ihr Wohnzimmer. Das ist etwas Vertrautes. Bei mir wissen die Leute: Es handelt sich um echte Menschen und wahre Geschichten. Altmodisch stimmt nicht ganz. Wir haben den Rahmen, das Studio, in dem wir uns befinden, ständig adaptiert. Wir haben den Menschen immer zugehört und uns gefragt: Was sind die Themen, die sie bewegen? Deswegen glaube ich, dass wir modern sind – aber eben in diesem vertrauten Konstrukt.

Gäste der Jubiläumssendung: Stermann & Grissemann
Gäste der Jubiläumssendung: Stermann & Grissemann © ORF

Wird sich die Show verändern?
Viel verändern sollte sie sich nicht. Es ist die einzig verbliebene Talkshow im deutschsprachigen Raum, in der Menschen zu Wort kommen, ihre Meinung kundtun können. Und: Wir machen das nicht nur mit einer Liebe zum Produkt, sondern auch mit großem Respekt vor dem Gast. Bei mir wird niemand vorgeführt. Ich sage immer: Ich lache mit den Gästen, aber nicht über sie.

Ist es nach all den Jahren schwierig, Gäste zu kriegen?
Nein, diese Frage wurde mir immer gestellt: am Anfang, in der Mitte und wohl auch in Zukunft. Warum sollte es schwierig sein, Gäste zu bekommen? Menschen, die etwas zu sagen haben? So lange Menschen reden und gerne reden, werden sie gerne zu mir kommen. Die Themen werden sich ändern, so wie sich die Gesellschaft ändert.

Welche sind aktuell populär?
Alles zum Thema Work-Life-Balance: Ich möchte weniger arbeiten, wie schaffe ich das? Und Geld: Wie angle ich mir einen Millionär? Oder wie werde ich Millionär? Wie kann ich mir eine Weltreise leisten? Das Thema Plastik bewegt aktuell gerade sehr. Dauerbrenner sind die Themen Gesundheit und Liebe.

Zahlen Sie Ihren Gästen etwas?
Nein, es wurde nie etwas gezahlt. Es gibt eine Aufwandsentschädigung – etwa für Hotels oder die Anreise.

Wo sehen Sie den öffentlich-rechtlichen Auftrag Ihrer Show?
Bei Themenfindung, Gästeauswahl oder bei Schwerpunktthemen. Und auch darin, wie wir beispielsweise bestimmte Bevölkerungsgruppen zeigen oder Minderheiten zu Wort kommen lassen. Wir sind für alle da.

Volle Bühne bei der Jubiläumsshow
Volle Bühne bei der Jubiläumsshow © ORF

Träumen Sie manchmal von einer anderen Show?
Ich mache ja auch abseits etwas. „9 Plätze, 9 Schätze“ am Nationalfeiertag zum Beispiel. Aber: So eine Hauptabend-Familienshow würde mir gefallen – „20 Jahre Barbara Karlich“ ist ein bisschen so geworden.