Mit einer Träne oder zwei ist heute bei Startnummer neun zu rechnen: Denn Paenda bekam bei fast jeder Probe feuchte Augen und da wird wohl auch in der Live-Show eine Träne kullern. „So ein Lied schreibt man nicht, wenn man sich gerade in einer glücklichen Situation befindet. Und wenn ich die ersten Zeilen singe, ruft das so stark die Stimmung von damals hervor, dass ich emotional sofort wieder in ihr gefangen bin“, erklärt die 31-Jährige. Dass sie vom Gegenlicht geblendet wird und das Publikum kaum wahrnimmt, „hilft sehr, denn so habe ich das Gefühl, für mich allein zu sein. Ich schmiere mir vorher jedenfalls keinen Tigerbalsam unter die Augen“.

Finale oder nicht Finale, das ist heute die Frage. Fünfzig Prozent des Votings stand schon am Mittwochabend fest: 

Und wer sind die Favoriten im heutigen 2. Halbfinale? Was darf das Publikum erwarten?

Einen Satz wie „Ich bin stolz, mein Land zu vertreten“, wird man von Paenda alias Gabi Horn (Porträt, Seite 3) nicht hören, die Steirerin formuliert es so: „Ich fühle mich geehrt, die Chance bekommen zu haben, vor so einem großen Publikum anzutreten und Österreich zu vertreten, will aber heute Abend vor allem zufrieden mit mir sein, wenn ich von der Bühne gehe. Und dass Gefühl haben, dass ich mir meinen Auftritt auch noch in zehn Jahren gerne anschaue.“ Nachsatz: „Schließlich halte ich mein Gesicht hin und werde in meinem weiteren Leben mit dem Ergebnis konfrontiert werden. Ich betone aber gleichzeitig: Ich bin gerne aus Österreich! Ich liebe Wien, wo ich nun lebe, finde die Steiermark und alle anderen Bundesländer wunderschön.“

Finale oder nicht Finale? Die Buchmacher zeigen eher mit dem Daumen nach unten, da Paendas Song „Limits“ keine typische Song-Contest-Dramaturgie bietet, er wird ohne aufwendige Szenarien im Hintergrund statisch mit einem Spiel von Licht und Dunkelheit auf die endlos scheinende Bühne gebracht. Flammen, Windmaschine und andere Gimmicks haben Pause. Der Fokus liegt ganz auf ihr, ihr dreiköpfiger Backgroundchor bleibt unsichtbar. ESC-Insider erwarten indes eine hohe Wertung von den Fachjuroren, wenn Paenda gesanglich zu berühren vermag.

Fix als Aufsteiger werden in den Wettbüros Russland, die Niederlande, Schweden, Malta und die Schweiz geführt. Bis auf Malta allesamt von männlichen Interpreten repräsentiert! Der maltesische Beitrag wurde übrigens vom in Wien lebenden Austro-Bulgaren Boris Milanov geschrieben, der auch an Cesár Sampsons Erfolg „Nobody But You“ beteiligt war. Zudem produzierte Milanov den Titel für Aserbaidschan. Nationalitäten sind beim Eurovision Song Contest eben schon lange keine Priorität mehr.

Sollte Paenda, die „Limits“ selbst komponiert, getextet und produziert hat, scheitern, ist Österreich dennoch im Finale: mit einem Auftritt von Conchita neben ehemaligen Siegern wie Mans Zelmerlöw. Damit soll das Warten bis zur Wertung verkürzt werden. Und dazu soll auch Weltstar Madonna beitragen, obwohl es nach wie vor vertragliche Unstimmigkeiten gibt. Die 60-Jährige ist jedenfalls gestern mit einem Team von rund 130 Mitarbeitern und 30 Tonnen Ausrüstung in Tel Aviv eingetroffen. Offiziell steht Madonna mit ihren geplanten zwei Songs („Like A Prayer“ und ein Titel vom neuen Album) auf keinem Probenplan. Ein Verwirrspiel also.

Paenda bei der Probe am Donnerstag.
Paenda bei der Probe am Donnerstag. © (c) ORF (Roman Zach-Kiesling)

Der Begeisterung der Israeli, Gastgeber zu sein, tut das keinen Abbruch. Man spürt den Stellenwert der Veranstaltung an vielen Ecken von Tel Aviv – nach dem Motto: Wir fühlen uns auch als Teil von Europa! Und wir können so eine Veranstaltung mit Spaß und Sicherheit abwickeln! „Wir sind der Teil eines größeren Ganzen, soll vermittelt werden“, bringt es Österreichs Botschafter Martin Weiss, auf den Punkt.