Fabrizio Pietromarchi, italienischer Premier, hatte auch schon leichtere Zeiten: In zwei Wochen stimmt das Land über den Italexit ab. Die Stimmung ist aufgeheizt, da meldet sich der Geheimdienst, ein Notfall. Und dann steht er vor ihr und starrt sie ungläubig an: Sie ist gerade einmal knapp 50 Zentimeter hoch, wurde bei einem Mafiaboss gefunden und ist aus Plastik.

Aber das, was aus den Augen der Madonna strömt, fällt wohl unter die Kategorie Wunder. Es ist Blut, neun Liter in der Stunde, Blutgruppe 0, leichter Kalziummangel, so die Forscher. Kein Mechanismus dahinter, keine chemische Reaktion - also doch ein Mirakel? Unmöglich, so der Premier, denn der Realist in ihm sagt: „Wunder entbinden uns von der Verantwortung.“

Priester Marcello ist vom Wunder überwältigt
Priester Marcello ist vom Wunder überwältigt © Montesi Antonello

Stück für Stück oder besser gesagt, Liter für Liter, zieht diese Madonna die wenigen Eingeweihten in ihren Bann. Denn der Mensch, er kann das Wunder nicht nur Wunder sein lassen, sondern knüpft immer auch noch sein eigenes Schicksal daran. Da wäre der Priester Marcello, zermürbt von Sex- und Spielsucht, sucht er in der Figur seine Heilung. Und redet dem skeptischen Premier ins Gewissen: „Wunder brauchen die, die den Glauben brauchen!“ Oder die Wissenschaftlerin Sandra, die ihrer Mutter, die im Wachkoma liegt, das Blut ins Essen mischt - denn Lazarus, ist der nicht auch auferstanden?

Und plötzlich fließen die Welten ineinander, die sonst streng getrennt sind: Die aufgeklärte Welt mit jener, die glaubt, es gäbe zwischen Himmel und Erde mehr, als die Wissenschaft feststellt. „Ein Wunder“ filetiert eine Gesellschaft, ihre Sehnsüchte, ihre Sinnsuche. Unheimlich, wie schnell die Welt aus den Fugen gerät, wenn ein Wunder am Horizont auftaucht.