Ein sonniger Tag am Strand von Cannes im Jahr 1948. Pablo Picasso, nicht nur bekannt für seine cholerischen Ausbrüche, sondern auch für seine kindliche Ader, gibt den dienenden Schirmträger. Der Künstler hofiert seine Sonnenkönigin – geschönter Subtext einer Momentaufnahme. Wer die ganze Geschichte hinter dem Paar kennt, der könnte sie auch anders erzählen: Der Sonnenkönig stellt wie immer alle in den Schatten, vor allem die Frauen, die ihn umgeben.
Die Frau auf dem Bild, das Magnum-Fotograf Robert Capa aufnahm, ist Françoise Gilot. Untrennbar mit dem Namen der Französin verbunden: Sie ist „die Frau, die Nein sagt“. Auch weil die Zuschreibung von Picasso selbst stammt, ist es mehr Adelung denn Appendix. Denn im Reich des Sonnenkönigs wurde Widerspruch nicht geduldet. Aber Gilot, heute 100 Jahre alt, sie widerspricht.

1943 lernten sich die Malerin und der Maler kennen, sie knapp über 20, er knapp über 60. Der Spanier war längst ein Star in der Kunstwelt und sein Verhältnis zu und mit Frauen kein Geheimnis, weil mehrfach im großen Drama endend – Suizid, psychische Zusammenbrüche, totaler Rückzug aus der Öffentlichkeit. Und Gilot? Sie widerspricht nicht nur, sie geht mit den beiden Kindern Claude und Paloma nach Jahren der turbulenten Beziehung. Fortan wird es heißen: Françoise Gilot, die einzige Frau, die Picasso je verlassen hat.