Gerhard Haderer nennt sich selbst einen Optimisten und Menschenliebhaber. Das schließt nicht aus, dass es manchmal ganz schön pessimistisch zugeht auf seinen Bildern zur Zeit. Mehr noch: Optimismus und Liebe bedingen Strenge und Schelte. Haderers „xunde Watschn“ sind natürlich nie physischer Natur, sondern wirken über Auge und Hirn. Wobei sich der Künstler keinen Illusionen hingibt: Die Hoffnung, den einen oder die andere zum (Um-)Denken zu bringen, sind ihm Lohn genug. Der Spaß, den er selbst an der Arbeit hat, sowieso.
Seit fast 40 Jahren publiziert der gebürtige Oberösterreicher (zunächst als Hades) seine Befunde über das Treiben der Bewohnerinnen und Bewohner des Planeten Erde unter spezieller Berücksichtigung seines Heimatlandes. Wie Haderer diese Befunde formuliert, lässt seine Verwandtschaft zu Manfred Deix erkennen – aber auch seine ganz eigene Handschrift.

Im Jahr 2002 verursacht „Das Leben des Jesus“ einen veritablen Skandal. Für das wunderbare Bilderbuch erschallt in Österreich der Ruf nach einer Verurteilung wegen Blasphemie, in Griechenland wird Haderer tatsächlich zu sechs Monaten verurteilt, das Urteil später wieder aufgehoben. Eine vollkommene Verkennung: Das Buch ist eine Liebeserklärung an Jesus, ist bestes Werbematerial für dessen Botschaft, aber natürlich nicht für eine allzu geschäftstüchtige Kirche.

Apropos Geschäftstüchtigkeit. Der studierte Werbegrafiker verdiente als solcher sehr viel Geld, gab seinen lukrativen Job aber auf, weil er Menschen nicht als Konsumenten fragwürdiger Produkte manipulieren wollte. Und: 2006 lehnte er ab, dass eine seiner Grafiken als Plakat und Merchandisingartikel für die von ihm als mafioses Unternehmen eingeschätzte Fußball-Weltmeisterschaft dienen sollte. Der hochgerechnete Gewinn respektive für Haderer Verlust: 18 Millionen Euro.

Der geniale Chronist dessen, was Menschen (auch an Unmenschlichem) zu leisten in der Lage sind, muss aber keine Existenzsorgen haben. Die Kleine Zeitung, in der es jeden Sonntag den „Haderer“ gibt, ist nur ein Medium, über welches das Werk des Künstlers das Publikum erreicht. Dazu kommen seit vielen Jahren das „Haderer Jahrbuch“, Kalender, „Moff – Haderers feines Schundheftl“ und die „Moff. Daumenkinos“, köstliche Kurzfilme auf Papier.

Für das alles: herzlichen Dank! Und zum 70er noch herzlichere Glückwünsche!