Es haftet ihnen Nostalgieverliebtheit und eine gewisse Klassenverbundenheit an: Nachtzügen. Der belgische Choreograf Michiel Vandevelde widmet sich in „Human Landscapes - Book II“ auch heuer dem epischen Gedicht „Menschenlandschaften“ (1938-1950), das der kommunistische türkische Dichter Nâzim Hikmet in Gefangenschaft schrieb. Und im Gegensatz zum Dritte-Klasse-Abteil des ersten Buches werden nun vordergründig die Stimmen von Reich und Mächtig hörbar, dazu flimmern Text und Bilder von vereinsamten Landschaften auf dem Weg nach Anatolien, inhaftierten und ermordeten Autoren und Journalisten oder Nachtschwarz über die vierteilige Leinwand im barocken Minoritensaal - als Brückenschlag in die Gegenwart.

Performance ist für die Arbeit, die noch heute zu sehen ist, viel zu hoch gegriffen. Das Vocalforum Graz unterbricht den Erzählstrom und reißt mit Arbeiterliedern - etwa von Bertolt Brecht - den einen oder anderen im Publikum aus dem Schlaf. Eine verwirrende, ermattende und zu simpel gestrickte Arbeit, die den Verdacht erhärtet: Das internationale Performance-Programm dieses herbstes schwächelt.