Sie verantworten die erste Staatsopernpremiere in der Saison. Wobei es sich gar nicht um eine Oper handelt: In „Von der Liebe Tod“ werden Gustav Mahlers „Das klagende Lied“ und die „Kindertotenlieder“ kombiniert. Also ein Grimm-Märchen und ein Stück mit dramatischem, biografischem Hintergrund. Wie passt das zusammen?
CALIXTO BIEITO: Diese beiden Stücke verbinden sich meiner Meinung nach sehr gut miteinander, obwohl zwischen der Entstehung der beiden Werke ein langer Zeitraum liegt. Es ist das Leben einer Person, eine lange Reise – schlussendlich wird alles zu einem Märchen mit einem tragischen Ende. Diese Tragik ist die Verknüpfung mit dem, was die Zukunft der Kinder sein wird, und macht das Stück sehr einzigartig, zu einem einzigartigen musikalischen Erlebnis.
Was bedeutet Ihnen die Musik Gustav Mahlers?
Mahlers Musik bedeutet fast alles für mich. Er ist seit vielen Jahren, seitdem ich im Jesuitenchor gesungen habe, einer meiner Lieblingskomponisten. Natürlich habe ich Mahlers Werke nicht so gesungen wie die jungen Sänger der Opernschule in unserer Produktion, aber seine Musik ist immer bei mir. Ich sage Ihnen warum: Es gibt natürlich auch andere Komponisten, die ich sehr schätze, aber niemand ist für mich so authentisch wie Mahler. Authentisch bedeutet hier für mich, dass er seine Stücke mit all seiner Seele und seinem Körper versehen hat.
Ihre Arbeiten sind oft düster. Sind Sie ein Pessimist?
Ich glaube, ich bin nicht mehr pessimistisch als jeder andere auch. Ich versuche, in diesen Zeiten optimistisch zu sein, es wäre ja zu einfach, nur pessimistisch zu sein. Sagen wir vielleicht: Ich bin pessimistisch-optimistisch und optimistisch-pessimistisch. Ich kann mir das nicht jeden Morgen aussuchen, aber ich denke an die Kinder, an die Zukunft, an die Art und Weise, wie wir das in dieser Produktion zeigen.
Interessieren Sie Komödien überhaupt? Bisher haben Sie in da nur „Falstaff“ inszeniert, und der ist ja eher philosophisch.
Ich liebe Falstaff! Das Stück ist eine fantastische und sogar tragische Komödie, meiner Meinung nach eine der besten überhaupt. Es ist schade, dass er in „Heinrich V.“ fast nicht mehr vorkommt, denn der Falstaff in „Heinrich IV.“ ist anders als der Falstaff in den „Lustigen Weibern von Windsor“. Das lag daran, dass Elisabeth I. den Falstaff in „Heinrich IV.“ liebte und sie Shakespeare bat, einmal eine Komödie nur über Falstaff zu schreiben. Shakespeare machte diesen Falstaff nicht so vulgär, aber ein bisschen wie einen Clown.
Vor Staatsopernpremiere
Calixto Bieito: "Die Oper hat eine Zukunft"
