Asmik Grigorian? Rolando Villazón? Plácido Domingo? Mirga Gražinyte-Tyla? Elisabeth Plank? Christian Thielemann? Hubert von Goisern? Die Mozartoper Wien? Oder doch Alina Pogostkina? Oder doch alle? Neun unterschiedliche Motive schmücken die Titel der 170 Seiten starken Programmbroschüren zur 207. Saison des Musikvereins für Steiermark. Es ist eine Vielfalt, die nicht von ungefähr kommt, ist die 207. Saison wohl eine der prallsten in der Geschichte der Institution. Es gibt auch viel nachzuholen ab September 2021, immerhin erlebt der Musikverein gerade die längste Konzertpause in seiner doch deutlich über 200 Jahre alten Geschichte. In Hinblick auf zirka ein Monat Vorlaufzeit, um den Betrieb wieder hochzufahren,  macht sich der Generalsekretär Michael Nemeth nämlich keine großen Hoffnungen, dass man in der laufenden Saison noch vor Publikum spielen wird können.

Ob das alles ab September wie geplant stattfinden wird können, kann Nemeth natürlich auch nicht garantieren. Aber man wollte nun endlich aus der Deckung und das Programm der nächsten Saison herzeigen:„Wir möchten dem Publikum und den Künstlern eine Perspektive geben.“ Wobei man sich durch die bereits im Herbst 2020 erprobten Sicherheitskonzepte (man begrüßte dabei 6000 Konzertbesucher) gut gerüstet sieht, auch künftig diverse Corona-Vorschriften zu erfüllen. Vorsorglich programmiert man in der ersten Phase auch pausenlose Konzerte und bisweilen Doppeltermine. So wird Elīna Garanča ihren Liederabend am 19. September gleich zwei Mal geben.

„Unser Geschäft ist das Live-Konzert“, sagt Nemeth, der das Streaming-Angebot des Musikvereins (derzeit sind sechs unterschiedliche Produktionen auf der Website abrufbar) als Überbrückung und schwerpunktmäßig als Jugendförderung sieht. So wird der nächste Stream im Juni auch vom Landesjugendsinfonieorchester Steiermark bestritten (mit Gustav Holsts „Planeten“). Die Corona-Unterstützungen seien eine Hilfe, durch die Zeit zu kommen, doch budgetär könne man sich „nicht weit aus dem Fenster lehnen“, sagt Nemeth. Eine Eigenwirtschaftlichkeit von mehr als 80 Prozent erreiche man nur mit Sponsoren, dass die Stadt Graz ihre Förderungen deutlich erhöht habe, sei aber auch sehr hilfreich.

Klassikfüllhorn

Der mit Superlativen nicht unbedingt um sich werfende Nemeth wartet 2021/22 mit einer vielleicht noch nie dagewesenen Flut an interessanten Konzerten auf: Die Sänger Louise Alder und  Rolando Villazón, der Neo-Dirigent Emanuel Tjeknavorian und der Pianist Helmut Deutsch drücken der Saison als Artists in Residence ihren Stempel auf, doch die Gästeliste bei Fest- und Abokonzerten ist viel, viel länger: Sopran Asmik Grigorian gibt einen Liederabend, Christian Thielemann dirigiert seine Sächsische Staatskapelle (bei Bruckners Symphonie Nr. 9), Pianist Grigory Sokolov gibt einen Soloabend und ein dirigentischer Shootingstar der letzten Jahre, Mirga Gražinyte-Tyla und ihr City of Birmingham Orchestra bringen auch noch die Geigerin Patricia Kopatschinskaja mit. Neben den Grazer Philharmonikern, die fünf Doppelkonzerte spielen, sind auch die Wiener Symphoniker, das RSO Wien und das Orchestra of the Age of Enlightenment im Abo vertreten. Mit Hubert von Goisern, Igudesman & Joo, dem Percussionisten Christoph Sietzen, den Kolophonistinnen, Folksmilch und vielen anderen schaut man über die Ränder des Klassikbetriebs.

Insgesamt plant der Musikverein vier Opernproduktionen: Der „Don Giovanni“ mit der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker ist ja schon als Stream zu erleben, im September holt man die Vorstellung vor Publikum nach. Dazu kommt Monteverdis „L’Orfeo“ konzertant mit Rolando Villazón und Christina Pluhar, sowie das Liederspiel „Hänsel und Gretel“, die Urfassung von Engelbert Humperdincks Oper. Im Juni 2022 wird schließlich Plácido Domingo, dann 81 Jahre alt,  ein verspätetes Debüt im Musikverein feiern: in einer konzertanten Aufführung von Giuseppe Verdis „Nabucco“.