Es gibt wohl nicht viele, die von sich behaupten können, mit Joe Zawinul auf der Bühne gestanden zu sein und zudem für ihn gekocht zu haben – nein, nicht dessen Leibspeisen Erdäpfelgulasch oder Paprikahendl, sondern Schweinsbraten. Ernst Huber kann das. Er und seine „Wödgruppen“, wie der 2007 verstorbene Zawinul Broadlahn wohl genannt hätte, spielten mit ihm unter anderem auf dem Jazzfest Wien.

Wie es zu den gemeinsamen Auftritten kam? „Für eine blöde ZDF-Wintergaudi hatten wir Playback-Aufnahmen in der Silvretta gemacht“, erzählte uns Huber einmal, „Zawinul sah die Übertragung, in einer Badewanne im Wiener Hilton sitzend, und rief einen Freund an, wer denn Broadlahn seien. So kam’s 1995 zum Kontakt.“

Das Sextett nahm mit dem „Zawinul Syndicate“ der Jazzlegende den „Erdäpfelblues“ und „Innsbruck, ich muss dich lassen“ auf. Heinrich Isaacs Madrigal ist auch jetzt wieder zu hören. Nämlich von genau dort, wo es herkommt. Denn Huber und die Seinen hatten sich bei den Kooperationen und Touren mit Zawinuls Band auch mit dessen Gitarrist Amit Chatterjee angefreundet. „Es war ein augenblickliches Verstehen“, auch musikalisch, wie sich Huber zurückerinnert. Und so spielte man mit dem Inder zwischen 2008 und 2010 acht Konzerte, darunter auch eines im Innsbrucker „Treibhaus“.

Ein Freund von Huber, der diese Formation seinerzeit gehört hatte, fragte heuer nach, was aus dem Projekt eigentlich geworden sei. „Gut abgehangene Altlast“, scherzt Huber. Der Tontechniker von Broadlahn schnitt damals zwei, drei Konzerte mit. Und die Qualität der jetzigen „Ausgrabung“ hatten Huber, Philipp Rottensteiner, Josef Ofner, Reinhard Grube, Christian Seiner und Franz Schmuck so gefreut und erstaunt, dass sie sich zu einer CD-Produktion mit dem Live-Material entschlossen.


„Zawinuls Geist schwebt über diesen Wassern, und das Ganze hat einen Touch von Weather Report“, sagt Sänger und Gitarrist Huber zur kaleidoskopischen Musik, die einmal mehr so zaubrisch wie augenzwinkernd leuchtet zwischen Saudiandl-Jodler, einem Pat-Metheny-Cover und diesmal auch indischen Klängen.

Amit Chatterjee, der dabei auch seine Sitar auspackte und sang, sei eine enorme Bereicherung gewesen, sagt Huber, auch weil er geradezu telepathische Fähigkeiten im Zusammenspiel habe. Der in Kalkutta geborene Musiker, der seit seinem 12. Lebensjahr in den USA lebt und etwa auch mit Carlos Santana oder Sting arbeitete, war für Huber zudem „eine wichtige intellektuelle Begegnung. Chatterjee stammt aus einer Brahmanenfamilie, und ein Satz, der für ihn und seinesgleichen schon von frühester Kindheit an gilt, ist ja so etwas wie ein aristotelisches Motto: Learning is the greatest pleasure!“

Broadlahn & Amit Chatterjee. Edelstein/ Lotus Records. Broadlahn (Ernst Huber, Philipp Rottensteiner, Josef Ofner, Reinhard Grube, Christian Seiner und Franz Schmuck) und Amit Chatterjee, aufgenommen 2010 im "Treibhaus" Innsbruck
Broadlahn & Amit Chatterjee. Edelstein/ Lotus Records. Broadlahn (Ernst Huber, Philipp Rottensteiner, Josef Ofner, Reinhard Grube, Christian Seiner und Franz Schmuck) und Amit Chatterjee, aufgenommen 2010 im "Treibhaus" Innsbruck © KK